Montag, 26. Dezember 2011

Vom Frieden

Das Ende eines Jahres ist immer ein willkommener Moment, die vergangene Zeit Revue passieren zu lassen und zu bedenken, was alles gewesen ist. Rein "objektiv" gesehen war 2011 ein schreckliches Jahr: Überschwemmungen, Bürgerkriege, Revolten, Atomkatastrophen, Krisen... das ist mehr Angst und Not, als man sich wünschen kann.

Dennoch wird mir 2011 nicht als ein Schreckensjahr in Erinnerung bleiben. Manchmal scheint das menschliche Gehirn einen bemerkenswerten Spam- oder Angstfilter zu beinhalten, oder es liegt an den positiven Neuerungen, die dieses Jahr für mich gebracht hat. Durch eine rosarote Brille sehen eben Felsen nicht mehr grau aus.

Weihnachten ist das Fest, das sich mit der Geburt von Jesus beschäftigt, der uns mit Gott versöhnt und Frieden schafft. Bisweilen sehen wir wenig von diesem Frieden. Ich weiß nicht, ob ich immer die richtige Erwartung an diesen Frieden hatte oder habe, denn politischer Friede und Friede mit Gott, das sind wohl zwei schwer zu vergleichende Dinge. Friede mit Gott, das ist die Gewissheit, als Mensch gewollt, mit einem Ziel geschaffen, und auf eine ewige Zukunft hin gemacht zu sein. Für mich unverzichtbar.

Zugleich begleitet uns durch die Weihnachtszeit der Wunsch nach einem guten Leben auf der Erde, ohne Hunger, ohne Enttäuschung, ohne Gewalt, ohne Unterdrückung, ohne Ausgrenzung, ohne Leid. Es ist eine idealistische, verträumte Idee.

Das Bild am Beginn dieses Beitrags stellt eine kleine Pflanze dar, die sich durch die dicken Steinplatten unter einer Bank in einem spanischen Dorf zwängt. An einem Ort, an dem keine Hoffnung auf Leben zu bestehen scheint, sind es die mutigen Erstbesiedler, die Raum für Hoffnung schaffen. Es sind die Menschen, die dir ein freundliches Lächeln schenken, die für dich da sind, wenn du Hilfe brauchst, die gut von dir reden, wenn du nicht dabei bist, die dich mögen, obwohl sie dich kennen.

Jeder von uns ist gefragt, ein Erstbesiedler zu sein und auszuloten, wo es in seiner Macht steht, Frieden zu schaffen. Frieden ist Gottes Erfindung, nicht die unsere. Aber Frieden zu schaffen durch Warmherzigkeit, Offenheit, Hilfsbereitschaft und Ehrlichkeit, diese Aufgabe teilt er mit uns.

Ich wünsche mir ein Jahr 2012, in dem Gott viele Menschen befähigt, diese Aufgabe zu ergreifen.

Dienstag, 6. Dezember 2011

Dä Knääch Rupprech ess wigger em Hus!

Wie in jedem Jahr, so stattet auch dieses mal wieder der Nikolaus einen Besuch ab bei allen meinen Nachbarn. Furchtbar unauffällig... Es ist inzwischen eine kleine Tradition daraus geworden, ursprünglich entstanden aus einer Nikolaus-Studentenwohnheim-Aktion der Hochschul-SMD in Jena. Wir hatten damals süße kleine Pakete zusammengeschnürt mit einem Flyer, einer Kerze, einem Tannenzweig, etwas Süßem, etwas Tee. War alles furchtbar günstig und billig damals, aber kleine Überraschungen machen das Leben schön. Also führe ich das Ritual in kleinerem Maßstab jedes Jahr wieder weiter an allen Leuten, die im gleichen Haus wohnen. In diesem Jahr ohne Tannenzweig und Tee, aber dafür mit mehr Süßem, ist schließlich ein straffer Winter, den es zu überbrücken gilt. Auch die Bast-Schleifchen scheinen mir doch besonders gut gelungen. Es gibt allen Grund, am Ende eines sehr bewegten Jahres zurückzublicken und ein Frohes Fest zu wünschen.


„Und das Wort ward Fleisch und
       wohnte unter uns, und wir sahen
            seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit
               als des eingeborenen Sohnes
                  vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“
                         (Johannes 1, 14)

Freitag, 18. November 2011

Du sagst ihm

Was sagst du einem kleinen Jungen,
der dich nach dem Leben fragt?

Erzählst du ihm von Freunden, die
auf eine Weile dir sind anvertraut,
und dass die Freundschaft so wie Schnee, der im Dezember fiel,
im nächsten Frühling letztlich taut?

Erzählst du ihm, dass man
die Träume, die im Menschen wohnen,
nicht greifen und gestalten kann,
weil nur die wenigsten die Mühe lohnen?

Erzählst du ihm, dass man sich
müht und um so manche Ecke schleicht,
und dass man doch am Schluss letztendlich
vom hoch gesteckten Ziel die Hälfte kaum erreicht?

Erzählst du ihm, dass keiner tun
und lassen kann, wie er es will,
und täte er es ungeachtet dessen doch,
es würde einsam, würde still?

Erzählst du ihm, dass es niemals im Frieden endet,
wo zweierlei sich Wege kreuzen,
und Toleranz ein Wort ist, das wohl Trost dir spendet,
doch Worte, wenn es hart auf hart kommt, nichts bedeuten?

Erzählst du ihm all das? Was sagst du ihm?

Du sagst ihm: "Bleib bei dem, womit dein Herz ruhig schlafen kann."
Du sagst ihm: "Hoffe auf das Morgenlicht."
Du sagst ihm: "An seinem Herz erkennst du einen Mann."
Du sagst ihm: "Schäm dich deiner Liebe nicht."

Mittwoch, 16. November 2011

Softwareupgrade

Gestern Abend habe ich beschlossen, mein Betriebssystem auf den neusten Stand zu bringen, also her mit Ubuntu Oneiric Ocelot. Bislang hatte ich gute Erfahrungen beim Upgrade von Ubuntu gemacht und war mir daher sicher: Es wird schon nix schiefgehen.

Mein gutes Gefühl währte bis zum abschließenden Rechnerneustart. Die grafische Oberfläche, an der man sich anmeldet, erschien nämlich nicht. Schluck! Ein modernes Betriebssystem ohne Grafik? ... Keine gute Idee!

Nun war es schon recht spät, aber ein Informatiker mit kaputtem Betriebssystem, das hat dann doch meine Berufsehre gekränkt. Daher schlug ich mir die Nacht um die Ohren. Woran lag's? Offensichtlich hat der proprietäre Nvidia-Grafiktreiber beim Upgrade seinen Dienst quittiert. Die Lösung beschränkte sich also darauf, die Datei /etc/X11/xorg.conf zu löschen und den Rechner neu zu starten. Danach konnte man den Treiber einfach wieder installieren.

Da bin ich nun, ich stolzer Mann, mit meinem neuen Betriebssystem. So ganz glücklich bin ich damit noch nicht, an die neuen Konzepte der Gnome-3-Shell muss ich mich erst gewöhnen und die Anpassungsmöglichkeiten sind sehr unbequem. Also muss man sich etwas mühsam durch diverse Anleitungen zum Fein-Tuning kämpfen, und auch so manche Kinderkrankheiten überwinden, z.B. zeigt die Gnome-Shell viele Anwendungen doppelt an.

Dennoch, es ist vollbracht:

Ubuntu Oneiric Ocelot mit Gnome-3 ist ein bisschen wie ein tolles Abendkleid: Wenn man erst mal drin steckt sieht es umwerfend aus, aber irgendwie zwickt den ganzen Abend lang irgendwo noch eine Naht.

Im Gegensatz zu Kunden von Firmen mit bunten Fenstern auf dem Logo darf ich aber die Hoffnung genießen, dass die nächsten Upgrades hier entscheidende Verbesserungen mit sich bringen.

Drückt mir dir Daumen!

Donnerstag, 3. November 2011

Wenn Menschen sich lange nicht melden...

... dann geht es ihnen meistens gut! Oder sie sind tot. Wie dem auch sei, in meinem Falle ersteres. (Gut und tot muss sich ja nicht widersprechen, zumindest glaube ich das...)

Es kommt mir vor, als hätte ich ewig (naja, nicht gleich ewig, aber monatelang) nicht mehr gebloggt, und nun fühlt es sich schon beinahe fremdartig an. Höchste Zeit also, wieder ein paar Lebenszeichen ins Netz zu stellen. Schaut mal aus dem Fenster. Macht es ruhig auf. Nehmt einen tiefen Atemzug. Riecht ihr das? Es duftet nach altem Laub, nach Winter und nach nasser Erde. Wunderschön.

Ein guter Freund schrieb mir kürzlich: Der Mensch ist für den Himmel gemacht. Und ich entgegnete ihm: Die Erde ist für den Menschen gemacht. In Zeiten wie diesen fällt es mir erstaunlich leicht, das zu glauben. Das bedeutet nicht, dass immer alles einfach, leicht und wundervoll ist - das ist es auch jetzt nicht. Aber ich genieße die bunten Farben des Herbstes, die Hoffnung, die in Glaube wohnt, und die Schmetterlinge im Bauch. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wann ich mich jemals so gefühlt habe.

In anderen Worten: Jaaaaaaa, er lebt noch!

Montag, 17. Oktober 2011

Wenn nix dazwischenkommt

Heute stand ich einige Zeit im Stau - ein LKW hatte bei Mühlheim einen Achsbruch, weswegen sich der Verkehr kilometerweit über die drei Autobahnen A3, A4 und A59 und die umliegenden Bundesstraßen aufstaute.

An manchen Tagen ist es so, als würde man nicht vom Fleck kommen - Achsbruch, null Power, alles verbaut. Es sind diese Tage, an denen man irgendwie nie Empfang hat, wo einem immer was dazwischenkommt, als würde man durch Wasser waten.

Es sind diese Tage, in denen Windows Megatonnen von Updates einspielt, obwohl du dringend jemanden anrufen willst! Die Tage, an denen die Oma im Fleischer vor dir die Theke leer kauft! Die Tage, an denen man immer an der längsten Schlange zu stehen scheint!

So habe ich mich heute ein wenig gefühlt. Dann kam ein Anruf meines Vaters (obwohl der Netzempfang in meinem Schlafzimmer schrecklich ist, ich wohne in einem Bunker - im zweiten Stock!), und eine Mail und die Stimme meines Freunds. Den ganzen Tag wie auf Kohlen gesessen. Und schließlich machen mich 15 Minuten zum glücklichsten Mann der Welt. Ich weiß ja nicht, wie es euch geht (wüsste es gerne), aber ich schlafe heute Nacht wie ein Bär!

Gott meint es wohl gut mit mir.

Montag, 10. Oktober 2011

Wolke und Meister

Ich bin heiter, ich bin wolkig,
     leichter, als ich je gewesen bin.
Sorgsam meisterst du mich - sollt ich
     da nicht festen Halt gestatten,
wo unter deinen Füßen tausend Schritte sind?
Will dich tragen, will dich halten,
     sollst aus allen Wolken, allen,
lieber Meister, mir nicht fallen.


Freitag, 7. Oktober 2011

Andacht vom 28. August 2011

Bin ich übermotiviert? Wahrscheinlich nicht. Hätte ich sonst über einen Monat gebraucht, diese Andacht über den müden Beter ins Netz zu stellen?!

Der folgende Link bringt dich hin:

2011-08-28.pdf

Montag, 3. Oktober 2011

Alles fade

Ich hab mit dir gesessen
    bis weit in die Nacht.

Heut scheint mir alles fade.
Das Brot will mir nicht schmecken und der Tee,
ist alles alles fade.
Wenn ich für eine Weile aus dem Fenster seh,
ist es egal, es ist nur draußen.
Ich lieg herum, herum, herum, bis ich dann aufsteh
und lauf herum, herum, herum.
Ich fühl mich wie ein roter Luftballon, du lässt mich sausen.
Nun häng ich unter der Zimmerdecke.
Ich komme nicht weg, nicht weg, nicht weg,
baumele nur hilflos in der vordersten Ecke,
ich komme nicht, komme nicht, komm nicht vom Fleck.
Kein Spiel mag mich zerstreuen,
alles alles fade,
kein Lied und kein Gedicht will mich erfreuen.
Es ist... es bist nur du, nur dich,
den ich nicht habe,
und derweil alles fade.
Zielloses Streifen durch die Straßen,
um meine Augen etwas anderes sehen zu lassen.
Nur um die Zeit ist es so jammerschade.
Für ein Auge, das schon das schönste gesehen hat,
ist alles alles andere nur fade,
ist alles, was glänzt, nur stumm und matt.
Ein Mund, der Seelenzucker geschmeckt hat,
ist den schnöden Alltagssüßstoff satt,
und findet alles andere nur fade.
Ich weiß mit mir nichts anzufangen,
und habe nichts, es zu beenden.
Wohin mit diesem ausgelutschten Tag, dem langen,
an dem nicht Brot, nicht Spiele etwas Linderung mir spenden?
Mir ist wie Platzen, ist wie Schreien, ist wie Reden,
ist danach, wie Fische auf dem Trockenen zu schnappen nach dem Leben.

Wann wirst du wieder mit mir sitzen
    bis weit in die Nacht?

Dienstag, 27. September 2011

Woher weißt du

Woher weißt du, dass es Frühling werden will,
und dieser Frost der letzte seiner Stunde ist?
Was sagt dir, dass die Blumen, die noch heute ihre weißen
    Kleider aus dem Schnee aufrecken,
nicht morgen schon darin bei Eis und Regen
    jämmerlich verrecken?
Wie kannst du dir so sicher sein,
    dass Tage länger werden,
wo doch ein jedes, je länger es nur währt,
an jedem Tag ja auch ein bisschen stirbt?
Woher weißt du, dass es Frühling werden will?

Woher weißt du, ob dich einer liebt,
und du der wunderbarste Trost für seine schwerste Stunde bist?
Was sagt dir, dass das Klopfen, dass dich sehnsuchtsvoll nicht schlafen,
    oder andernfalls von ihm dich träumen lässt,
nicht nur ein Klappenfehler ist,
    der dir das Herz im Leib zerfetzt?
Wie kann man sich nur sicher sein,
    dass Herz und Herz zusammen findet,
wo doch ein jedes, je länger es nur liebt,
an jedem Tag ein Stück von sich für immer gibt?
Sag, woher weißt du, ob dich einer liebt?

Mittwoch, 21. September 2011

Die Hoffnung

Wie jeden Mensch bedrückt mich:
     Ich bin flüchtig.
Ich gehe, kaum, dass ich geboren bin;
     Erinnerungen an gartenblaue Tage
     und an den Blick aus meinen Kinderaugen,
wird die Asche rauben,
und alles, was ich bei mir trage.
Der nächste Tag zieht lediglich ein Gehen hin.
     Es möchte keiner sterben,
der bei Sinnen ist;
sondern nur bauen, sehen und erinnern.
Es ist die Angst, was wird wohl werden,
     wenn alles lang vergangen ist,
und die Gewissheit: Keiner lebt in seinen Kindern!
Ich will an einem klaren Morgen gehn,
     auch etwas Wind und Blätterrauschen wäre schön.
Ich ließe jede Chance ungenutzt
     und Bretter unbetreten,
     es wird mich, vieles nicht gesehn
     zu haben, reuen, trotz allem mag ich nicht
ein Wörtchen darum beten.
Und alles wird belanglos sein,
     denn nichts bedarf, dass man es ändert.
Was bin ich mehr als eine Hoffnung
auf den neuen Tag und einen neuen Morgen? -
Ich bin die Zuversicht auf eine neue Erde,
und darauf, diese barfuß zu betreten;
Die Hoffnung, dass ein neuer Himmel werde,
ein grüner Spross, ein Hören auf ein Reden.
Ich bin die Hoffnung,
die mein Gott niemals enttäuscht.

Freitag, 26. August 2011

Drei alberne Dinge

Heute habe ich drei alberne Dinge für euch.

Albernes Ding #1:
Kennt ihr diese Bücher aus den Fünfzigern, in denen jungen Mädchen die Grundlagen der Haushaltsführung, des Ehelebens und der Kindererziehung nahegebracht wurden? Das waren so richtige Prachtschinken mit allerlei Anweisungen für die perfekte Hausfrau. Hätte ich das mal lieber gründlich gelesen. Gestern wusch ich meine schöne, tiefrote Tischdecke - zusammen mit zwei weißen T-Shirts und einem noch weißeren Anzugshemd. Was soll ich sagen; ich besitze nun zwei T-Shirts und ein Anzugshemd in zartem Rosée. Irrsinnig sexy.

Albernes Ding #2:
Beim gestrigen "Nach Müde kommt Doof"-Abend entsprangen mir noch folgende Zeilen:

Das warst du stets und wirst es künftig für mich sein:
Ein Unruh'stifter, den ich mit mir selbst betrog;
Ein Kind, das aus Unwissenheit nicht log;
Ein Herzkasper, den ich aus stillem Wasser zog.



Albernes Ding #3:
Als letztes albernes Ding muss wohl das Lied "Chicken Farm" von den Abodes herhalten. Haben die Jungs da tatsächlich ein Lied über die Arbeit in einer Geflügelfarm abgefasst?

Feuerteufel

Du meldest dich, und nicht für lang,
es will mir Dinge machen.
Wie wenn auf einem unerreichbar hohen, fernen Berg
ein zornig wunderbares Lied erklang,
das kaum, dass es erklungen ist, schon schweigt,
verhallend zwischen organisatorisch einwandfreien Sachen.
Es mögen nur drei Zeilen sein,
schon eine Stunde ist genug, bis ich das Lodern merke.
Was fällt mir ein,
dass du mich glimmen lässt,
und Meister Zen, wo ist der jetzt,
der Schweinehund, der vor dir in mir wohnte?
Mir ist, als hätt' ich Schaum vor meinem Mund,
ich künde an: Es brenne! - Und es brennt,
wo eben auf dem Ofenrund noch eine Schüssel thronte!
Ich lache! Und es macht mich frei,
ich richte Lappen, Griffe, Fliesen hin,
und auch dein Angedenk ist mit dabei,
zwischen den Dingen, die am Brennen sind.
Verrückt ist, ich weiß nicht einmal den Grund,
was macht mich brennen machend?
Welches der kargen Worte,
das aus deinem zaghaft dünnen Lilienmund
mich plante, setzte und verschob?
Es brenne! ruf ich noch einmal,
soll alles lustig flammen!
Auch wenn du mich zu Weißglut bringst,
ich bitt dich: Tu es noch einmal,
dann nehm' ich mich bestimmt zusammen.
Verflixter Feuerteufel, du,
und dies die Feuertaufe.
Schon kommt der goldene Moment,
wo ich zum Wasser laufe.
Stets sehnt ein Flammen sich nach dem, was brennt,
bis einer (meist ein tiefes, stilles Wasser)
nach dem Feuerlöscher rennt.

Mittwoch, 17. August 2011

Perlen unserer Sprache

Ich habe mich heute in ein Wort verliebt: Betreuen.

Treue an sich ist etwas wunderbares. Menschen sind in einer Aufgabe treu, wenn sie sich ihr ausdauernd und gewissenhaft widmen. Manche sind ihrem Partner treu, wenn sie ihm oder ihr einen Teil ihrer selbst reservieren, wenn es Bereiche gibt, in denen es niemals einen dritten gibt. Freunde sind treu, wenn sie trotz widriger Lage zu einem halten.

Der Horizont von Treue ist dabei nicht auf Verzicht oder Entbehrung begrenzt. Wer unter Treue das gleiche versteht, wie "nicht mit einem/einer anderen schlafen", ist ein armer Mensch zu nennen. Wenn hinter Treue nichts weiter steht, als ein Mangel an Gelegenheit, dann fehlt der zauberhafte Glanz des schönsten Teils davon, der Hingabe.

Treue dient schließlich keinem Selbstzweck, sie benötigt einen Grund - eine Zielsetzung.

Wie auch immer. Das Wort Treue beherbergt etwas passives. Nicht so: Betreuen. Jemanden betreuen, das klingt, als würde man frisches, klares Wasser in ein halb gefülltes Glas gießen. Als ob einer Hingabe beidhändig in einen Menschen hineinlegt, wie man einer müden Pflanze frische Erde reicht. Ich versorge dich mit Treue.

Gott betreut uns. Wenn betreuen wir?

Samstag, 30. Juli 2011

HP LaserJet P1102 on Ubuntu / Linux

This is a short guide on how to get HP LaserJet P1102 running on Ubuntu / Linux. I ran this successfully on Ubuntu 10.04.

Have the printer powered off and disconnected before you start.

Das ist eine kleine Anleitung, wie man HP LaserJet P1102 auf Ubuntu / Linux installiert, ich habe das unter Ubuntu 10.04 ausprobiert.

Schalte den Drucker aus und schließe ihn nicht an.

Run a console und follow the instructions on the foo2zjs website:

Öffne eine Kommandozeile und folge der Anleitung auf der foo2zjs Web-Seite:

wget -O foo2zjs.tar.gz
http://foo2zjs.rkkda.com/foo2zjs.tar.gz
tar zxf foo2zjs.tar.gz
cd foo2zjs
make
sudo make install
system-config-printer

The printer configuration dialog appears. Now connect the printer to your computer (USB) and switch the printer on. The printer is automatically recognized by the system and gets listed in the printer configuration dialog. You're ready to go!

Das Drucker-Einstellungsfenster öffnet sich. Schließe den Drucker am Rechner an (USB) und schalte ihn an. Der Drucker wird automatisch vom System erkannt und erscheint im Drucker-Einstellungsfenster. Du kannst loslegen!

Samstag, 16. Juli 2011

Zwei Begeisterte

Etwas stößt mich in die Seite, ich ächze.
„Karsten!“, zischt mir Johannes durch die Zähne zu.
„Was ist?!“, frage ich ihn.
„Du schläfst!“
„Ich habe überhaupt nicht geschlafen!“, antworte ich trotzig.
„Doch hast du.“, sagt er knapp.
„Wie denn, meine Augen waren die ganze Zeit offen?!“
„Du hast geschnarcht.“, raunt Johannes, „Du schnarchst immer, wenn du einschläfst.“
„Papperlapapp. Ich habe nichts gehört.“
„Pssst!“, unterbricht mich Johannes scharf. Eine Weile später flüstert er: „Du hast geschnarcht, die Leute gucken schon alle.“
Ich sehe mich um. Die Dame im roten Kleid vor uns schaut mich mit großen, gelben Augen verärgert an. Ich nicke ihr freundlich zu. Sie schüttelt mit dem Kopf und dreht sich wieder um. Ihre Frisur erinnert mich an eine tote Katze, die an einer Hochspannungsleitung ums Leben kam.
Ich neige mich leicht zu Johannes: „Also schön, du hast Recht. Ich war aber nur ganz kurz weg.“
Er lächelt triumphierend. Ich kann es nicht leiden, wenn er so aussieht. „Und daran bist alleine du Schuld.“, füge ich hinzu.
Ich?!“, Johannes ist entsetzt, etwas leiser raunt er: „Es war abgemacht, dass wir mal etwas unternehmen, was mir auch Spaß macht! Das hast du vorgeschlagen, Karsten!“
Ich stütze das Kinn auf meine gefalteten Hände. Natürlich hatte ich das vorgeschlagen. Man soll ja auch mal etwas nettes tun. Und damals hatte ich ja auch noch keine Ahnung gehabt, WIE langweilig dieser Abend werden würde. Aber ich will ja mal nicht so sein. Also konzentriere ich mich wieder auf das Geschehen vor uns. Auf der Bühne verändert sich das Licht und die Darsteller begeben sich in eine neue Stellung. Streicher setzen ein.
„Och nö, jetzt singen die schon wieder!“, nörgele ich.
Johannes schnalzt mit der Zunge: „Es ist eine Oper! Natürlich singen die. Das macht man so in Opern.“
„Ich hasse Opern.“, stelle ich fest und winke ab, „Man kann eh kein Wort verstehen.“
Johannes legt mir wortlos das Programmheft in den Schoß und schaut unbeirrt nach vorne. Ich blättere gelangweilt darin herum. Die Geschichte ist völlig abstrus. „Die Geschichte ist völlig abstrus.“, flüstere ich Johannes zu, damit er es auch weiß, „Dieser Morosus oder wie der heißt, der hat doch wirklich einen an der Waffel. Ich meine...“
Die Frau mit den gelben Augen vor uns dreht sich energisch um und zischt „Pssssst!“
Ich lächele freundlich und zwinkere ihr zu. Sie erliegt meinem Charme nicht.
Ich neige mich wieder zu Johannes: „Hättest du nicht etwas bekanntes aussuchen können? Ich habe noch nie von diesem Strass gehört.“
„Strauss!“, platzt Johannes heraus, „Der Mann heißt Strauss, Richard Strauss. Strauss, wie der Vogel Strauss, nur ohne ß, sondern mit Doppel-S. Richard Strauss. Jedes Kind kennt diesen Mann, nur du nicht.“, Johannes holt Luft, denn er ist wirklich wütend. „Und jetzt gib endlich Ruhe!“
Ich verschränke beleidigt die Arme und sinke in den Sitz. Nach einer Weile sage ich: „Aber deswegen brauchst du mich noch lange nicht gleich so anzufahren.“
Johannes tut so, als ob er mich nicht gehört hat, das weiß ich genau, denn seine Hand bohrt sich in den Griff an der Lehne und wird ganz weiß dabei.
Auf der Bühne tickt eine Sängerin nun völlig aus und schmettert aus aller Kraft einen Einheitsbrei aus Tönen, Vibrato und Wortfetzen in ihr geplagtes Publikum. Sicherlich spielt sie die Rolle dieser komischen Frau, die laut Programmheft gar nichts sagt und dann plötzlich nur noch redet. Sie kann gewiss hervorragend singen, sage ich mir, aber ich verstehe kein einziges Wort. Wenn die wenigstens sterben würde, in der Oper sterben sonst ja immer alle, aber dieses Stück geht noch mindestens 40 Minuten.
Ich trommele mit den Fingern den Takt auf der Lehne mit.
Johannes knufft mich in die Seite: „Karsten, lass das.“
Natürlich lasse ich es nicht, weswegen ein verstimmter Johannes mit kochender Laune und hochrotem Kopf nach 50 Minuten mit mir das Opernhaus verlässt. Er sagt nichts. Johannes sagt immer nichts, wenn er wütend ist.
Also sage ich was. „Tjoooaaaa, das war sie also, die Oper. Wenigstens weiß ich jetzt, wer dieser Strauss ist. Ich kann aber echt nicht verstehen, wie du dich ausgerechnet dafür begeistern kannst.“
Johannes läuft schneller und sein Gesicht wird noch ein bisschen röter, wenn das zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch möglich ist. Ich erreiche die andere Seite des Opernplatzes dennoch viel schneller als er.
„Johannes!“, rufe ich, „Johannes, komm schnell her! Das musst du gesehen haben! Ich glaub es nicht, das ist ja endkrass, das ist...“, mir bleiben dir Worte weg, „Das ist ein 57'er Bugatti! Muss ein C 'Tank' sein! Johannes! Jetzt komm doch endlich! Wusstest du, dass der nur 3 Jahre lang gebaut worden ist?!“ Ich laufe mit Augen groß wie Bauklötzen um den Wagen herum und lege meine zitternden Hände auf die Motorhaube. „160 PS, Johannes, 160 PS und das 1938! 3257 cm³ hat das Schätzchen.“ Ich streiche über den glänzenden Lack. „Achtzylinder-Monoblock“, hauche ich ganz außer mir sanft auf das Automobil zu. „Johannes!“, rufe ich wieder. Wo bleibt der nur? Wie kann man sich nur sowas entgehen lassen? Ich drehe mich ungeduldig um.
Zehn Meter hinter mir steht Johannes im müden Schein einer Straßenlaterne und schaut mich mit großen Augen und halb geöffnetem Mund fassungslos an.

(Diese Kurzgeschichte entstand anlässlich eines MCC Gottesdienstes mit den Bibeltexten aus 1. Kor. 8 / Röm. 14, 17 / 1. Kor. 10)

Donnerstag, 14. Juli 2011

Gutbürgerlich

Ich fühl mich manchmal,
fast schon bis zum Selbstverzicht,
von innen wie gutbürgerlich.
Ich halte mich wacker, halte mich fest,
ein Metropolit in der Senke.
Manchmal ist es schön, wenn man sich halten lässt.
Aber Männer sind wie Schränke.
Und ich bin ach so selbstbestimmt,
brauch nicht zu reden, denn ich denke.
Es konserviert sich intellektuell
das gute, alt bewährte und erprobte,
das nie den Morgen vor dem Abend lobte.
Das Licht des Geistes ist nicht wärmend, aber grell,
und merkt nicht, dass etwas nicht stimmt.
Lass deine Finger weg von einem, der nie nimmt,
der niemals weint, sich stets zusammennimmt,
dem fremde Hände fremd geworden sind.
Ist alles so schön sauber hier,
und duftet frisch, und wohlgeordnet, gut sortiert.
Wenn alles in Kontrolle wäre,
käm ich zu dir und du, du bliebst bei mir.
Ich tropfe nass von kluger Schwere.
Es müsste sein, denk ich, schier
hoffnungslos greift analytischer Verstand ins Leere.
Es ist ein weites Feld, gewiss, ein weites Feld,
und eine Gretchenfrage.
Wen man auch fragt, dass er die Welt erkläre,
er weiß es nicht,
weil du und ich und alles täglich anders ist.
Fehlt mir noch heut der Mut, dass ich dir etwas sage,
so ist es morgen ungewiss
und übermorgen Sicherheit.
Bei allem ängstigt eines mich:
Ich fürchte, dass, wenn ich dem Herzen Lippen gebe,
du sie nicht küsst
und alles, alles wieder nur durch Poesie besticht.
Wie sicher ist ein Schneckenhaus.
Wie sicher eine Leine.
Wie sicher doch so ein Gedicht.
Ich wünsch mir mehr, als Sicherheit,
will mehr sein, als gutbürgerlich.

Donnerstag, 7. Juli 2011

Herbst ist nicht Tod

Veda Hille hat ein leises, spannendes Lied geschrieben.

Bevor ich euch wie immer die Übersetzung zumute, muss ich ein bisschen erklären, denn Übersetzen macht in diesem Falle zwangsläufig etwas kaputt. Im Englischen beschreibt das Wort "fall" zwei verschiedene Dinge, nämlich einerseits "(das) Fallen" (im Sinne von hinfallen) und andererseits "Herbst". Veda Hille spielt mit der Doppeldeutigkeit dieses Begriffes.


Seltsam, Traurig

Er schaut es dem Fenster und ist überwältigt:
Die Straße erstreckt sich weiter, als je zuvor.
Sie macht ihr Bett, sie hält - sich an, ihr unten, ihre Kleider, die Tür.

Er taumelt breitbrüstig nach vorne, blind.
Das kleine Tier kennt nur: "Los!"
Sie will so gerne ihren Verstand verlieren,
doch die Gelegenheit ist an ihr vorbei gezogen.

Und Herbst ist nicht Tod.
Abwesenheit ist nett.
Dein Herz will ein Gesicht,
wie die Blätter deine Füße.
Herbst ist nicht Tod.
Eine Steinwand ist Liebe.
Legt euch aufeinander,
doch das reicht nicht.

Hinter ihr küssen sie sich, laut und jung.
Sie ringt darum, sich nicht umzudreh'n,
um sich von nur einem zu erhöhen,
einem Warten an einer Bushaltestelle.

Und gewiss, es ist ein seltsamer, trauriger Ort,
du siehst ihn aus dem fahrenden Bus.
Ihr Augen sind auf ihr Gesicht gemalt,
ihn anzusehen, uns anzusehen.

Und Herbst ist nicht Tod,
Leben ist verunreinigen.
Dinge sind schöner,
wenn sie sonderbar sind.
Fallen ist nicht Tod,
Wissen bin nicht ich.
Dinge sind schöner,
wenn sie kaum zu sehen sind.
Kaum zu sehen. Kaum zu sehen.

Und die Sterne gleichen Sternen mehr, als gewöhnlich.
He, da brennt Feuer in dem gutbeleuchteten Baum.
Er kann sich auf eine stundenlange Fahrt freuen.
Sie schlafen auf der Rückbank.
Und das offene Desaster, an dem sie vorbeigefahren sind.
Was einst Züge waren, jetzt Metall, jetzt Tod.
Die Wagen bewegen sich langsam, langsam wie Blut,
und diese Schönheit lässt ihren Atem stocken.

Und Herbst ist nicht Tod,
Abwesenheit ist nett.
Dein Herz will ein Gesicht,
wie die Blätter deine Füße.
Herbst ist nicht Tod,
eine Steinwand ist Liebe.
Legt euch aufeinander,
doch es ist nicht genug.
Fallen ist nicht Tod,
Leben ist verunreinigt.
Dinge sind schöner,
wenn sie seltsam sind.
Fallen ist nicht Tod,
Wissen bin nicht ich,
Dinge sind schöner,
wenn sie kaum zu sehen sind.

Samstag, 18. Juni 2011

Frauen mit tiefen Stimmen

Vier (4!) Oktaven! Wozu um alles in der Welt muss ein Mensch vier Oktaven Stimmumfang haben?! Beinahe schon unverschämt schön singt die Musikerin Happy Rhodes das Lied "Winter":



Wie immer bekommt ihr natürlich auch den Liedtext übersetzt:


Wie können meine Sorgen mich hier finden?
Ich habe genug gelebt,
ich habe genug geliebt
für alle meine Zeit.

Und wie verborgen
kommst du zu mir.
Ich habe geliebt,
ich habe verloren.

Alles, was bleibt, ist,
wem soll
ich meine
Seele hingeben?

Also sag mir, wie können meine Sorgen mich hier finden?
Bin ich verwandelt?
Habe ich geliebt?

Die drei erfreulichen Dinge der Woche

Erfreuliches Ding #1:
Am Donnerstag-Abend sah der Himmel über Köln lila aus, die Sonne strahlte die Wolken von unten an, weswegen sie rosa leuchteten. Dazu die tief-grünen Bäume und Wiesen... ein optischer Augenschmaus. Leider hat mein Mobiltelefon keine Kamera, ich hätte es gerne aufgenommen.

Erfreuliches Ding #2:
Meine Kaffeemaschine war kaputt: Sie erhitzte kein Wasser mehr. Ich habe sie aufgeschraubt. Sie bestand aus: Einem Schalter (sieht mega-robust aus), einer handvoll Kabeln (sehen mega-robust aus), einer Heizwendel (sieht mega-robust aus), Plastikschläuchen fürs Wasser (sehen mega-robust aus) und einem Thermowiderstand. Es braucht kein Informatik-Studium um festzustellen, dass ein defekter Thermowiderstand im Fehlerfall die Stromzufuhr unterbricht. Ich habe den Widerstand ausgebaut. (Kinder: Macht das zuhause nicht nach!) Dä Kölnr saacht: Ett ess noch Kaffe daaa! (Allerdings kann meine Kaffeemaschine sich jetzt nicht mehr selbst abschalten, der Widerstand sollte ja genau das regeln. Wenn man aber daneben steht und das Ding rechtzeitig abschaltet wenn's Wasser alle ist...)

Erfreuliches Ding #3:
Die ersten Bilder für VOLKSGARTEN.MACHT.PICKNICK!, einem Theaterprojekt an dessen Ausführung ich die Ehre hatte beteiligt zu sein, sind online:
http://www.meyeroriginals.com/preview/VMP/

Montag, 13. Juni 2011

Pfingstfest

Pfingsten, m. Bezeichnet ein christliches Fest, das die Erscheinung des Heiligen Geistes zum Gegenstand hat.

"Aber der Tröster, der Heilige Geist, welchen mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch erinnern alles des, das ich euch gesagt habe." (Joh. 14, 26, nach Luther 1912)

Der (Heilige) Geist ist im hebräischen feminin (also "die" Ruach), vielleicht sollten wir heute eher von einer Heiligen "Geistin" sprechen. Wie auch immer, Pfingsten bedeutet, dass Gott seinen Menschen wieder nahe kommt. Näher, als je zuvor. Pfingsten ist damit das Ende einer langen Trennung.

Ich habe das Bedürfnis, eine Sektflasche zu köpfen (obwohl Sekt widerwärtig ist) und kleine Spießchen mit Käse und Wurst herumzureichen.

Sonntag, 5. Juni 2011

Lied über den Zweifel

Milow hat ein Lied über einen Priester geschrieben, der am Ende seines Lebens ein trauriges Urteil über seinen eigenen Glauben fällt:


Ich bin Peter Vanderhoelt, ich bin 68 Jahre alt.
Meine Zweifel und Fragen haben sich vermehrt
in den 42 Jahren, die ich Priester bin.
Ich stehe am Ende meines Lebens,
bin mir nicht sicher, ob ich überlebe.
Ich weiß oft nicht, was ich sagen soll,
wenn ich mit ihm rede, wenn ich bete.
Als Antwort bekomme ich nur Schweigen, keine Erlösung.
Ich wartete vergeblich auf ein bisschen Rat
von der mächtigen Stimme in der himmlischen Höhe.

Ich war einst revolutionär,
ein hingebungsvoller Kämpfer,
begabter Schüler in Gottes Händen...
Jetzt bin ich alt und habe seine Forderungen satt.
Ich versuchte, ehrlich und gut zu sein,
erledigte meine Arbeit so gut ich konnte.
Doch ich blieb immer Durchschnitt
an dem Ort, wo ich anfing.
In allem Kummer, der mich quälte,
habe ich seit drei Jahrzehnten
nicht mehr die Gewissheit
an der Existenz des Herrn gefühlt,
die ich so bewunderte.

Ich habe genug gesehen, daher weiß ich:
Gott hat diesen Ort vor langer Zeit verlassen.

Ich habe meiner Gemeinde die Dinge gegeben,
die ich selbst nicht habe, doch ich teile
namentlich Liebe und Nächstenliebe aus,
doch vor allem Zielsetzung, sie macht einen frei.
Jedenfalls bin ich dort, wo Metaphern
nicht mehr ausreichen.
Ich denke, meine Suche ist beinahe abgeschlossen.
Ich bin in meiner Kirche so schnell alt geworden.
Es fühlt sich an, als sei ich von einer Art Geheimnis
vom Sinn des Lebens ausgeschlossen.
Mitunter kann ich nicht anders, als feststellen,
dass wir in einer bedeutungslosen Zeit leben.

Ich habe genug gesehen, daher weiß ich:
Gott hat diesen Ort vor langer Zeit verlassen.

Die Zeit hat mich in einer Sache gut werden lassen,
aber in allem anderen bin ich schrecklich geworden.
Die Segnungen der göttlichen Welt
waren immer woanders, nie die meinen.
Wie gerne würde ich jemanden halten,
nur ganz kurz, und vielleicht etwas Freude haben.
Doch mein Körper ist seltsam gebaut,
ich bin also nicht wirklich der Kuscheltyp.
Nie gab es jemanden
mit weicherer Haut,
der mich in der Nacht umarmte,
auf meiner durchgelegenen Matratze,
wenn ich das Licht anknipse.
Ich glaube, ich bin am falschen Fleck,
die Zeit der Heiligen ist vorbei.
Mein Glaube ist schwach, nicht zuletzt
nach 42 Jahren Priesterschaft.

Die Kirche ist wie eine Frau,
ein Ding außer Reichweite, eine Vision.
Sie schimmert in der Weite,
in die ich nie gelangte,
nun bleibe ich allein mit meinem Bedauern.

Ich habe genug gesehen, daher weiß ich:
Gott hat diesen Ort vor langer Zeit verlassen.

Es ist mein Teil, es ist mein Kelch.
Es ist mein Teil, es ist mein Kelch.

Sonntag, 22. Mai 2011

Eisvögel

Wie im Winter, im Wasser, ins Eis
   die zwei Vögel fliegen und tauchen,
   so sind wir frei und zu scheu
   uns zu sagen, dass wir uns brauchen.
Eisblaue Köpfchen, pechschwarzer Blick
   zur Tiefe, zum Wasser, zum Fischen,
und immer zum andern zurück.
Voll Liebe, voll Hass, und wir,
   wir sind dazwischen.
Eisvögel sind wir, wir tauchen
   und suchen nach einem Platz
noch zwischen den Nischen.
Eisvogelblau fliegt ein Satz
in der Hoffnung, dass wir uns trauen.

Dienstag, 10. Mai 2011

Der Eurovision Song Contest

Auch in diesem Jahr ist er wieder, und wie jedes Jahr fiebere ich natürlich mit. Mein diesjähriger Favorit stammt aus einem der ärmsten Länder Europas: Albanien. Ich vermute mal, dass alle Sänger, die es nicht drauf haben, dort schlichtweg verhungern, was für eine natürliche Auswahl sorgt. Jedenfalls ist Aurela Gace stimmlich gesehen eine Wucht. Im Gegensatz zu den meisten ihrer Kontrahenten ist sie ihrem Lied gewachsen, und das merkt man jedem punktgenau getroffenen Halbtonschritt auch an. Hammer, und daher: Albanie - douze points.

Nachtrag:
Die Dame ist natürlich prompt aus dem Vorentscheid gefallen! Es ist eben doch immer so, dass es erstens anders kommt, und zweitens als man denkt. Wer mag also nun der strahlende Sieger des ESC werden? Auf http://www.eurovision.de/ könnt ihr euch die Kandidaten anhören, ich warte auf eure Tips...

Mittwoch, 4. Mai 2011

Partnervermittlung für Hunde

Bin auf den Kanal von The Meth Minute 39 gestoßen. Die Videos dort sind zwar alle auf Englisch, aber zum Schreien komisch. Da kommt der Beweis:

Dienstag, 26. April 2011

Her mit den Schmachtfetzen...

... denn im wunderbaren Kölner Kulturschock machen sich die Schockletts gnadenlos darüber lustig. So auch über den Schmalzbrocken 'Vivere'. Seht selbst:


Freitag, 22. April 2011

Woran können wir glauben?

Die Band Frida Gold liebe ich wegen ihrer Texte und auch der Musik. Da wäre z.B. folgendes Lied:

Ich denke, dass der Text so einiges erfasst, was meine Generation empfindet. Wir brauchen die schönsten Kleider und die stärksten Männer, aber wovon sollen wir träumen? Als wären wir unfähig gemacht, zu lieben. Unfähig gemacht, zu erleben. Unfähig gemacht, zu glauben. Es ist das Gefühl, dass etwas wesentliches fehlt.

Der Hunger nach sättigendem Leben und Karfreitag, das scheint so gar nicht zusammenzupassen.  Ein guter Freund und ich waren heute in einem katholischen Gottesdienst. In der fast schon bedrückenden Stille des kühlen Kirchengebäudes blicken wir auf das große Kreuz an der Wand, vor dem eine halbtransparente Stoffbahne hängt. Auf ihr sind die Umrisse des gekreuzigten Christus dargestellt. Die hellen Strahlen des Lichts, die durch die Fensterscheiben leuchten, wirken gerade so, als nagelten sie selbst ihn an das hölzerne Kreuz dahinter. In diesem Moment fühle ich mich nicht mehr unfähig, zu glauben. Es geschieht schlichtweg, so sehr beeindruckt mich der Tod jenes Mannes, die ungeheuerliche Geschichte seines Sterbens. Als wir die Kirche verlassen, ist die Stadt still. Die Sonne scheint hell und heiß vom Himmel, überall blühen Blumen, es duftet nach Flieder und von den Bäumen fallen die ersten Blütenblätter eines warmen Frühlings. War dort erst der Tod, so ist da nun das Leben. Der große Bogen des Osterfestes schlägt sich innerhalb von Minuten vor uns auf.

Ich weiß, dass es nicht jedem so gehen muss, wie mir. Mein Empfinden kann andere vielleicht nicht im geringsten beeindrucken. Und dennoch wird mir deutlich, dass ich weiß, woran ich glauben kann. Es ist Gewissheit, die mich sicher und zufrieden macht, es ist Gewissheit des Glaubens. Es ist Ostern.

Montag, 18. April 2011

Der gute Becquerel

Am Sonntag war in meiner Gemeinde eine Taufe. Und zur Feier gab es auch Wein. Nun gibt es VIELE Weine. Es gibt Merlot, es gibt Cabernet, es gibt Chardonnay... Auf französischen Flaschen findet man dann oft Hinweise wie: "Mis en bouteille en..." (Abgefüllt in...). Das bedeutet, dass die Weintrauben ganz woanders herkommen können.

Eine aus meiner Gemeinde fand nun, es könnten ja auch japanische Trauben sein. Und jetzt kommt mein politisch unkorrekter Humor, der bitte als Kritik an TEPCO verstanden wird... Naja, jedenfalls japanische Trauben in einem französischen Wein.


Das gibt keinen Merlot, keinen Cabernet, sondern einen edlen Becquerel. Ein köstlicher Tropfen. Die leichte Meerwassernote unterstreicht die brillante, nein geradezu strahlende Basisnote des exquisiten Exportschlagers. Auch als Messwein geeignet, man darf erwartungsfroh sein, was man alles darin messen kann. Besonders empfehlen wir den Becquerel vom 2011er Jahrgang, dessen sensationeller Erfolg wie eine Sturmwelle den Markt revolutionierte. Man genießt den vollmundigen, bauchigen Marktneuling am besten bei 2000°C frisch aus dem Containment. Man kann ihn aber auch problemlos bis zu 30 Jahre lagern, der feine Geschmack entfaltet sich auch nach der Halbwertszeit noch frisch und unverbraucht bis zur Schilddrüse. Sie erhalten original Becquerel bei TEPCO, Vattenfall, RWE oder ihrem lokalen CSU-Abgeordneten!

Sonntag, 10. April 2011

Isch lach mich kapott

Meine Damen und Herren, haben Sie schon mal etwas von Stoppok gehört? Noch nie? Diesen Umstand muss ich umgehend beheben!
'Learning by Burning' (Lernen durch Brennen) von Stoppok

Donnerstag, 7. April 2011

Fleischsalat

Ich fühl mich heut wie Fleischsalat.
Der, mit den sauren Gurken drin.
Zur freien Verfügung im Kühlregal,
seit Wochen schon.
Es könnte pelzig werden.
Mein Herz pumpt Marinade
mit Zwiebeln durch die Adern
oder was immer es auch ist.
Ich bin nicht haltbar,
zumindest nicht lange.
Würde mich aber gerne
mit dem Messer
auf das Brot begeben.
Lass mich dein Geflügel sein
heut' Nacht, my darling,
mich gibt es auch vom Schwein,
vom Rind und von Kartoffeln,
süß-säuerlich und herzhaft
gleichermaßen.
Mir ist so ganz und gar nicht
vegetarisch. Und dennoch
wasche ich meine Hände in
Mayonnaise.


Sonntag, 3. April 2011

Bitte mach mir ein Bananenbrot!!!

Um meine beinahige Genesung der 5. Erkältung des Jahres zu feiern, stellte ich heute ein Bananenbrot her. Dabei fiel mir ein... gab es da nicht mal so ein beklopptes Kinderlied? Hm... alles, was ich finden konnte, hatte schlechte Zähne:
Alles wird gut!

Donnerstag, 24. März 2011

Liebenswert

Du suchst und meinst, dass du nicht findest.
Du meinst, dass du die Welt verändern musst,
und denkst nicht dran, dass du es jede jede Stunde,
dass du es jetzt gerade tust.
Du hast dir einen Plan geschaffen,
und meinst, du müsstest längst sein Herr schon sein.
Schau doch mal hin, das alles alles,
die schönsten Züge sind längst dein.
Dass du viel mehr von dir erwartest,
als einer je erfüllen kann,
ist unrecht, schau dich doch mal an!
Verrückt, dass man nicht rauskriegt,
was man sagen will.
Du bist viel mehr noch, als genug,
von allem beinah schon zu viel,
wenn man so will.
Verrückt, dass du dich so schlecht kennst.
Du bist viel liebenswerter, als du denkst.

Dienstag, 22. März 2011

Neues von der Front

Da der beste Hausmeister von allen mir heute am Schlagbohrer diente, konnte der Innenarchitekt seine Arbeit endlich fortsetzen. Zumindest in den spärlichen Feierabendmomenten.

Also heute zunächst die lang ersehnten Löcher in den Beton an der Decke gebohrt, Drahtanker festgeschraubt, Draht über Eck geführt und festgezurrt:

(Draht siehe oben)
Unter dem ersten Regal in der Ecke habe ich eine Kleiderstange befestigt. Die Wand bröckelt und bröselt mir geradezu willig entgegen, also viel Spachtelmasse, riesige Dübel und lange Schrauben. Für den Fall der Fälle spendiere ich einen Stützrahmen, damit der Käse nicht doch später mal aus der Wand bricht:

Und dann ist es auch schon 22 Uhr. Schnell noch die erste Stoffbahne einhängen.

Am Freitag kann die Bastelei weitergehen.

Freitag, 11. März 2011

Dinge, die man über Käsekuchen wissen sollte

Naja, zum einen sollte man überhaupt erst einmal wissen, wie man Käsekuchen macht. Die Herstellung desselbigen ist mein Projekt des Abends. (Ziemlich traurig, oder?)

Der Käsekuchen und ich.

Nun bin ich um zahlreiche Erfahrungen in Puncto Käsekuchen reicher:
  1. Käsekuchen furzen beim Backen. Echt!
  2. Käsekuchen laufen aus. Aus meinem tropft es schon seit einer Stunde!
  3. Ungebackener Käsekuchen klebt im Zweifelsfall immer am Finger, nicht an der Form.
  4. Käsekuchen dehnt sich unheimlich aus und wird obendrauf schwarz.
  5. Gebackener Käsekuchen klebt im Zweifelsfall immer an der Form.
  6. Käsekuchen benötigt unendlich viel Zeit im Ofen.
  7. Käsekuchen enthält nicht ein Gramm Käse und bleibt somit ein faules Versprechen.
All das lässt nur einen Schluss zu: Käsekuchen hasst mich! Aber von nun an wird zurückgebacken!

Dienstag, 8. März 2011

Karneval Ade!

Schön war's! Und zum Karnevalsabschied bekommt ihr diese drittklassige Choraufnahme DES Kölner Heimatlieds schlechthin:



Sonntag, 20. Februar 2011

Der Innenarchitekt

Am Samstag habe ich erheblich viel Zeit in Baumärkten und einem bekannten schwedischen Möbelhaus verbracht, denn als letzter Schritt der Einrichtung werde ich das Schlafzimmer gestalten.

Der Ist-Zustand:

Bett, 2 "große" Schränke und ein kleiner Schrank stehen rechtsseitig der Tür, gegenüber ein Bücherregal. Die hintere Ecke des Raums enthält die Ecke eines Schachts und eignet sich nur schlecht zum Aufstellen von Möbeln.

In einem ersten Schritt werden 4 Regalböden angebracht. Unter einem der Regalböden befindet sich eine Kleiderstange, was viel Platz zum Aufhängen bringt (blau dargestellt). Auf der anderen Seite werden Kleiderlüfter montiert, wodurch zusätzlicher Stauraum entsteht.

Danach können die beiden "großen" Kleiderschränke umgestellt werden, so dass sie mit den neuen Stauräumen einen abgetrennten Bereich bilden.

Nun wird es kniffelig: Ein robuster Stahldraht wird an der Decke über zwei Ecken geführt und an den Wänden fest verankert. An den Stahldraht werden Vorhangbahnen aus dünnem, blickdichtem Leinen angebracht. Der Stoff ist nicht teuer, leicht zu verarbeiten und lässt sich jederzeit bequem wechseln, wenn man mal andere Farben sehen will. Er eignet sich auch, um leichte Dekorationen darauf anzubringen (z.B. mit Sicherheitsnadeln...). An der Abschrägung zur Raummitte werden die Stoffbahnen so angebracht, dass eine selbst-schließende Öffnung entsteht. (Dazu einfach die beiden letzten Aufhängungen der Stoffbahnen überkreuzen.)

Zuletzt kann der "kleine" Kleiderschrank neben das Bücherregal wandern, wo er wenig auffällt und gut als Ablage dienen kann. Im Wandschrank ist genug Platz für Kram (Staubsauger und Co). An der Türseite des Raumes entsteht freie Fläche, sie wird mit einem Teppich gefüllt. Dort ist nun Platz für eine flache Kommode, schattenliebende Pflanzen, ein kleines Sofa oder was immer man dort auch unterbringen mag.

Voilà: Fertig ist der selbstgebaute Wandschrank. Die große Fläche des Schlafzimmers ist besser geteilt und kann so richtig genutzt werden. Der Wandschrank kann bei Umzügen oder Renovierung leicht demontiert werden, die Fassadenstoffe kann man jederzeit auswechseln. Und nun der schnöde Mammon: Je nach Material lässt sich alles unter 300 € realisieren.

Jetzt muss ich den Kram nur genau so aufbauen, ich werde euch ein Bild veröffentlichen, wenn es geschafft ist.

Dienstag, 25. Januar 2011

Martin Genell

Schonmal von Martin Genell gehört? Nein? Kein Wunder, er ist ein völlig unbekannter Schwede. Doch er macht Musik, und die klingt wie 80er Jahre Synthesizer-Pop, aber mit sinnigen Texten und abwechslungsreicher.

Kostprobe gefällig? Sein Schaffenswerk kannst du auf seiner Webseite durchhören:

Montag, 24. Januar 2011

Baum deiner Tage

Der einen dunklen, tiefen Himmel
in der schwarzen Nacht mit
tausend, tausend Nadellichtern sich erdachte,
der hat auch deinen Schlaf ersonnen.
Der hat dir deine Augen schon
geöffnet und geschlossen,
und hörte jeden Schlag,
der neuen Atem in dein Leben brachte.
Den hast du nie gesehen,
nie gehört und nie begriffen,
den ahntest du von ferne nicht.
Der hat dich wohl geschlagen
und dich leiden lassen,
doch nie, dass du an ihm zerbrichst.
Er kann dich bluten machen,
doch nicht lassen,
und es ist Blut, das euch zusammenhält.
Der ist gewaltig, stark und übermächtig,
und leise wie das Laub, das mit
dem Sand im Wind vom Himmel fällt.
Der jeden Morgen doch aufs Neue
ein grünes dünnes Blatt
am Baum deiner Tag wachsen lässt,
der weiß wohl,
was er für Gedanken hat.

Dienstag, 18. Januar 2011

Elvis lacht!

Der King lacht! Diesen Titel habe ich kürzlich im Radio gehört, es war spät in der Nacht. Man mag zu Elvis stehen, wie man will, aber diese Aufnahme ist einfach nur cool und macht ihn doch etwas sympathisch.


Warum nur lacht der King des Rock'n'Roll mit dem unwiderstehlichen Hüftschwung?

Wer genau hinhört merkt, dass Elvis den Text abgeändert hat, bevor er lacht. Da heißt es: "Do you gaze at your bald head and wish you had hair?" (Starrst du dir auf die Glatze und wünschtest, du hättest Haare?) Und just da er diese Zeile sang, sah er im Publikum wohl einen glatzköpfigen Herrn sitzen, was ihm dann den Rest gab. Und dann ist da auch noch die überambitionierte Hintergrundsängerin, die sich scheinbar unbekümmert die Seele aus dem Leib trellert, als wäre nichts passiert. Ein Brüller.

Sonntag, 9. Januar 2011

Samstag, 8. Januar 2011

Wortlos

Steh ich auf und reibe mir die Augen,
beginnt ein neuer, dunkelgrüner Tag.
Wenn ich mich rasiert und angezogen hab,
mach ich mir ein Butterbrot.
Beginnt der kalte Schnee zu tauen
in dem ersten, scheuen Morgenrot.
Würd' ich mich so gern auf's Ohr noch einmal hauen,
steig ich in den Wagen, in das Land,
auf die Arbeit, zu den Dingen, die ich gestern dort schon fand.
Lege ich die Finger an die Tasten,
sehe ich die Sätze und die Zeichen,
digitale Wasserleichen,
flimmern unter Wellen in dem schwarzen Kasten.
Tut sich alles von alleine,
kann ja nichts was andres sein,
fällt auf alle Sorgen, wie ich meine,
voll deterministisch eine Antwort doch mir ein.
Weichen Stunden, Stunden,
unter jedem Plan hinweg.
Kommen niemals niemals wieder,
wieder hab ich keine je gefunden,
versickert im pekuniären Zweck.
Werden Augen müd' und schwer,
komm ich heim, scheint auch die Sonne lang nicht mehr.
Sitz ich an dem Fenster,
schau ich eine Weile in die Nacht.
Frag ich mich, was hab ich heute nur gemacht.
Rufst du an, es dauert dauert,
wo sind alle Stunden hin?
Fragst du mich, ich weiß nicht, was zu sagen,
kann nicht jubeln, kann nicht klagen,
habe nichts gesehen von der Welt.
Stell ich fest, dass ich im Grunde,
da du anrufst, zu der Stunde,
dass ich da ja wortlos bin.