Freitag, 16. März 2012

Liebesmails vom Alleinherrscher-Mausi-Putzi

Vorausgesetzt, dass der Wahrheitsgehalt der Meldung höher ist, als einst jener der Hitler-Tagebücher:

Umfassende Teile des privaten E-Mailverkehrs von Bashar al-Assad, seines Zeichens Gewaltherrscher von Syrien, sind der Öffentlichkeit zugänglich.

Leider gibt al-Assad keinen guten Bösewicht für einen Film ab. Ihm fehlt die dämonische Durchtriebenheit und Gemeinheit, die ein Osama Bin-Laden noch sein Eigen nennen konnte (im Gegensatz zu seinem Kopf). Kann ein Mensch, der seiner Frau lustige YouTube-Links schickt, denn wirklich böse sein? ... Nun ... ähhh... vermutlich schon.

Die Dekadenz des internetaffinen Diktators und seiner besseren Hälfte stoßen bitter auf, gewiss. Die Brocken an Information, die aus seinem krisenerschütterten Land zu uns dringen, die Meldungen über Gewaltverbrechen unfassbarer Ausmaße, all das ist Teil dieses schillernden Hardliners.

Dennoch zeigen uns die E-Mails al-Assads eine gleichermaßen abgründige, erschreckende und irritierende Seite eines Brutalpolitikers auf dem absteigenden Ast. Irritierend, weil man sich in den persönlichen Nachrichten wiederfindet, weil man sich plötzlich mit jemandem identifizieren kann, dem man so gar kein gutes Haar zugestehen möchte (auch nicht am gepflegten Schnurbart). Dabei will man dem Bösewicht der Geschichte doch so gerne mal richtig ausgiebig böse sein dürfen.

Syrien benötigt Hilfe und ist arm dran - daran kann kein Zweifel bestehen. Aber auch wir müssen lernen, dass diese Welt nicht Schwarz-Weiß-verwöhnt ist, sondern dass wir es immer wieder mit Grautönen zu tun haben, die uns das Denken und Handeln schwerer machen. Komplizierte Probleme haben komplizierte Lösungen, so sagte mein Professor einst. Was also tun mit dem komplizierten Syrienkonflikt und dem scheinbar so einfach gestrickten al-Bashar?