Donnerstag, 14. Juli 2011

Gutbürgerlich

Ich fühl mich manchmal,
fast schon bis zum Selbstverzicht,
von innen wie gutbürgerlich.
Ich halte mich wacker, halte mich fest,
ein Metropolit in der Senke.
Manchmal ist es schön, wenn man sich halten lässt.
Aber Männer sind wie Schränke.
Und ich bin ach so selbstbestimmt,
brauch nicht zu reden, denn ich denke.
Es konserviert sich intellektuell
das gute, alt bewährte und erprobte,
das nie den Morgen vor dem Abend lobte.
Das Licht des Geistes ist nicht wärmend, aber grell,
und merkt nicht, dass etwas nicht stimmt.
Lass deine Finger weg von einem, der nie nimmt,
der niemals weint, sich stets zusammennimmt,
dem fremde Hände fremd geworden sind.
Ist alles so schön sauber hier,
und duftet frisch, und wohlgeordnet, gut sortiert.
Wenn alles in Kontrolle wäre,
käm ich zu dir und du, du bliebst bei mir.
Ich tropfe nass von kluger Schwere.
Es müsste sein, denk ich, schier
hoffnungslos greift analytischer Verstand ins Leere.
Es ist ein weites Feld, gewiss, ein weites Feld,
und eine Gretchenfrage.
Wen man auch fragt, dass er die Welt erkläre,
er weiß es nicht,
weil du und ich und alles täglich anders ist.
Fehlt mir noch heut der Mut, dass ich dir etwas sage,
so ist es morgen ungewiss
und übermorgen Sicherheit.
Bei allem ängstigt eines mich:
Ich fürchte, dass, wenn ich dem Herzen Lippen gebe,
du sie nicht küsst
und alles, alles wieder nur durch Poesie besticht.
Wie sicher ist ein Schneckenhaus.
Wie sicher eine Leine.
Wie sicher doch so ein Gedicht.
Ich wünsch mir mehr, als Sicherheit,
will mehr sein, als gutbürgerlich.

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