Dienstag, 31. Januar 2012

Origami

Krepppapier, LEDs, Gardinenstoff, Kleber und ein paar Schrauben. Fertig ist Daniels Lichterblütenkette:

Donnerstag, 19. Januar 2012

Kleine Entdeckung

Über das Internetradio habe ich einen Sänger kennengelernt, der mich im Moment begeistert: Holger Biege, ein in die BRD emigrierter DDR Liedermacher. Er hat eine Eigenschaft mit anderen Mitgliedern seiner Zunft (Gerhard Schöne, Silly, Karat, ...) gemeinsam, die mich sehr berührt. Ich spüre seinen Liedern den Wunsch nach Authentizität, nach Echtsein und Wahrheit hab, finde tiefsinnige, verträumte, melancholische, aber in erster Linie lebensnahe Texte, die mir nachgehen. Ich vermute, dass diese Sehnsucht irgendwie mit dem unterdrückten Wunsch nach Atemfreiheit in der DDR zusammenhängt.

Beispiel gefällig?

Freitag, 6. Januar 2012

Aber als Mensch...

Schwere Gedanken zur Nacht.

Im Herbst war ich mit ein paar Freunden im Urlaub. Wir haben viel gelacht und Späße gemacht, es war eine herrliche Zeit. Einer unserer Gags beschäftigte sich mit einem ganz realen Problem: Dem Gutmenschen-Tum.

Damit meine ich den humanistischen Ansatz, der besagt: "Jeder Mensch ist wertvoll und gut." Ein schöner Satz, so einprägsam und friedfertig. Aber auch plakativ und wenig hintergründig. Und darüber haben wir uns amüsiert:
  • "Ey, ich find' voll Scheiße, dass du die Marmelade alle gemacht hast. Aber als Mensch bist du natürlich voll OK."
  • "Also manchmal geht mir dein Gelaber echt auf den Sack. Aber als Mensch wertschätze ich dich."
  • "Mag ja sein, dass Saddam Hussein abertausende Menschen umgebracht hat. Aber als Mensch ist er total nett. Und so."
Die Krux bei unseren Scherzen: Irgendwie bekommt man das, was ein Mensch tut, nicht abgetrennt von dem, was er ist. Ein Verbrecher mag als Mensch wertgeschätzt werden, das nützt ihm aber herzlich wenig, denn man muss ihm Gewalt antun und ihn der Justiz übergeben.

Ist es ein kluger Gedanke, die Beurteilung eines Menschen von seinem Tun zu trennen?

Der Humanismus tut es. Die Postmoderne tut es. Manche sagen, selbst die Bibel tut es, wenn sie einerseits Gottes Liebe zu allen Menschen bezeugt und andererseits umfangreiche Sündenkataloge enthält.

Die überwiegende Mehrheit der Menschen geht instinktiv jedoch anders vor. Wer mir einen Stein ans Bein wirft, den halte ich für schlecht. Wenn jemand schlecht über einen redet, verschlechtert sich auch die eigene Haltung dieser Person (!) gegenüber. Die wenigsten Leute verbringen gerne Zeit mit Drogensüchtigen, auch wenn diese nicht gerade ihrer Sucht frönen. Es scheint beinahe so zu sein, als würde uns der "gesunde Menschenverstand" lehren: Schlecht ist, wer schlechtes tut, und gut ist, wer gutes tut.

Hand aufs Herz: Bist du in der Lage den Menschen von seinen Taten zu trennen? Wirst du deine Tochter unbeschwert lieben, wenn sie ihr Kind tötet? Wirst du deinen Partner unbeschwert lieben, wenn er dir untreu ist? Wirst du erfüllt von seliger Nächstenliebe der ständig schimpfenden Nachbarin die schwere Tasche hochtragen?

Ich denke nicht, dass du das tun wirst - auch wenn du dir vielleicht größte Mühe gibst und es fast schaffst. Ich denke auch nicht, dass das nötig ist. Stattdessen vermute ich, dass es gut und richtig ist, einen Menschen nach seinen Taten zu beurteilen. Die Taten eines Menschen sind der ausschlaggebende Teil der Realität, der uns eine sinnvolle Einschätzung unserer Umwelt ermöglicht.

Es mag ja ein schöner, versöhnlicher Gedanke sein, jeden Menschen ungeachtet seines Handelns wertzuschätzen - aber für umsetzbar halte ich ihn nicht. Die Bibel ist in weiten Teilen ein Buch, das uns stattdessen nahebringt, was umsetzbar und möglich ist. Sie fügt den beiden Denkansätzen:
  1. Jeder Mensch ist wertvoll und gut. (Humanismus)
  2. Jeder Mensch ist schlimm und schlecht. (Fatalismus)
einen dritten Denkansatz hinzu:

Jeder Mensch ist wertvoll und schlecht.

Jawohl: Jeder Mensch ist wertvoll und zugleich schlecht. Schlecht ist jeder Mensch, weil man ihn eben nicht von seinen ggf. bösen Taten und Gedanken trennen kann. Ein ganzheitliches Bild eines Menschen muss sein Handeln, Denken und Fühlen beinhalten. Das bedeutet aber zwangsläufig, dass kein Mensch im alttestamentlichen Sinne gut sein kann, denn jeder hat schon einmal etwas getan oder gedacht, was anderen schadet; die Bibel nennt das Sünde. Der Mensch ist ergo schlecht - das steht so übrigens auch in der Bibel! Diese Schlechtigkeit bewirkt Gottesferne: Das Gute will nicht beim Schlechten sein. Gottesferne wiederum führt nach allgemeinem Bibelverständnis zu dem, was man Hölle nennt.

Aber der Mensch ist abgesehen davon, dass er schlecht (und zwar unglaublich schlecht!) ist, auch wertvoll. Der Wert des Menschen begründet sich biblisch daraus, dass er von Gott geliebt wird. Gott liebt aber nicht etwas wertloses, weil seine Liebe Wert stiftet.

Das Gleichnis vom Briefmarkensammler

Wir können uns das vorstellen wie mit einer Briefmarke und einem Briefmarkensammler. Die Briefmarke ist nur ein langweiliges, billig fabriziertes, schmutziges, vergilbtes Stück Papier. Der Briefmarkensammler hingegen sieht in der Seltenheit jeder speziellen Briefmarke einen Wert, und dieser Wert überträgt sich auf die Briefmarke. Die Briefmarke ist daher so viel wert, wie der Briefmarkensammler dafür ausgeben wird. Warum der Sammler es so toll findet, dass eine Marke so selten ist, und warum er Unsummen dafür ausgibt - das weiß der Geier, es ist ja eigentlich nur bedrucktes Papier. Es wird ein Geheimnis bleiben. Sammelleidenschaften und Gottes Liebe sind gleichermaßen unergründlich.

Nun ist die Bibel aber kein fatalistisches oder pessimistisches Buch, sondern ein Buch der Hoffnung und der Gnade. Gnade bedeutet, dass es jemandem anders ergeht, als er verdient hätte. Ein altes, vergilbtes Stück Papier mit geriffeltem Rand gehört eigentlich auf den Müll. Für die Briefmarke ist es Gnade, wenn der Briefmarkensammler ein Vermögen ausgibt, um sie zu erwerben und in seine Sammlung aufzunehmen. Auch in der Sammlung wird sie noch genau das sein: Ein altes, vergilbtes Stück Papier mit geriffeltem Rand. Aber sie wird dem Briefmarkensammler gehören.

So ist es mit Gott und seinen Menschen. Schlechtes (z.B. Menschen) gehört eigentlich nicht in die Nähe von Gutem (z.B. Gott). Für uns Menschen ist es Gnade, wenn Gott ein Vermögen ausgibt, um von dieser Regel eine Ausnahme zu machen. Dieses ausgegebene Vermögen ist nichts anderes als der Tod von Gottes Sohn (Jesus Christus) am Kreuz. Wie ein Briefmarkensammler dann endlich die geliebte Briefmarke in den eigenen Händen halten kann, so kann Gott dann endlich die geliebten Menschen in seiner Nähe haben; die Bibel nennt das Himmel.

Dem Schlechten aus Gnade das Gute angedeihen lassen

Die Bibel trennt den Menschen nicht von seinen Taten, wie unsere Gesellschaft es so gerne tun würde, um es sich etwas leichter zu machen. Im Grunde ist die Bibel ein mutiges Buch: Sie traut es sich, dem Schlechten aus Gnade das Gute angedeihen zu lassen.

Ich muss also nicht selber hingehen und den großen Versöhner spielen, muss nicht betonen, wie sehr ich einen Menschen ungeachtet seines Handelns noch wertschätzen kann, muss nicht immer voll auf Harmonie gepolt sein. Die Aufgabe des Versöhnens ist Gottes Aufgabe. Unsere Aufgabe als Menschen ist es, dem Briefmarkensammler Freude zu bereiten.



An dieser Stelle entschuldige ich mich bei dir, dass aus einem harmlosen Blog-Post eine Predigt geworden ist. Die Pferde sind einfach mit mit durchgegangen. Ja ja, die Schlechtigkeit des Menschen - da war sie wieder.