Donnerstag, 29. Dezember 2016

Der Literaturstudenten-Limerick

Der Poet wollt' das Ei des Kolumbus legen,
und dann jeden Tag ein Gedicht herausgeben.
Doch was ist er heute? Ein Knochen-Einrenker.
Immerhin: im Lande der Dichter und Denker -
doch Lyrik, von dir kann man ja dort auch nicht leben.

Der Vertreter-Limerick

Eins wär zur Minibar noch zu sagen:
Von jenen Dingen, die darinnen lagen
ließ ich keines übrig mehr:
alles leer.
Die Firma wird es schon vertragen.

Montag, 26. Dezember 2016

Die Syntheten

Mein Kind, hast du schon gehört von den Syntheten,
die so, als ob sie Menschen wären, in unsere Mitte treten?
Wenn man nicht weiter darauf achtet,
nein, dann kann man sie nicht sehen.
Das ist ja auch ihr Plan, dass sich der Geist umnachtet,
während sie im Verborgenen die großen Räder drehen.

Am ehesten sind sie an ihren Augen zu erkennen,
darin siehst du kein Seelenfünkchen brennen.
Sie weinen nie, und tuen sie es doch,
so sind es nur hydraulische Geräte unter ihren Augen,
weil niemals ein Träne durch die Apparate kroch,
das macht uns eine trübe Wasserlösung nur gern glauben.

Dann wären da auch ihre Münder, ihr Gesicht,
das lächelt oder lacht - nur: echte Freude ist es nicht.
Zwei Kompressoren, einer je zu beiden Seiten,
versorgen ihre Miene mit Bewegung,
so lässt Berechnung schrilles Lachen über ihre Zähne gleiten.
so spielen sie, um uns zu täuschen, bis ins Detail die tiefste Regung.

Ihr Haar glänzt seidig oder matt auf ihrer Stirn,
nur ist es nicht organisch - es ist feiner synthetischer Zwirn!
Ganz überhaupt sind sie recht teuere Maschinen,
und meisterlich vollendete Kopien,
die jedoch keinen menschlichen Prinzipien dienen,
und keiner friedlichen Doktrin.

Ihr Ziel, das ist inzwischen meine Meinung,
ist ja nicht weniger als die komplette Umverteilung.
Sie nehmen denen, die zu wenig haben,
und leiten es auf dunklen und verborgenen Wegen
zu denen, die am edelsten Buffet sich laben,
denen wir Sterblichen niemals - niemals! - begegnen.

Zu diesem Zwecke schlagen keine Herzen tief in ihrem Leib,
nein, dort sitzt nur der Kernreaktor, der sie weiter treibt.
Darum sind sie auch niemals müde oder matt,
und ihre Glieder gleiten ohne Mühe sanft und wunderbar.
Sie brauchen auch nicht zu essen: sie sind nie hungrig oder satt.
Für das, was sie in ihre Münder stecken, ist unten nur ein Reservoir.

Selbstredend gehen sie auch nicht aufs Klo,
das Reservoir entleeren sie sehr heimlich immer anderswo.
Ganz allgemein tun sie nie Dinge, die uns Menschen eklig machen:
sie defäkieren, schwitzen, stinken, glucksen, speicheln nicht,
je nach Modell können Syntheten zwar darüber reden oder lachen,
das ist dann aber nur der Stimmengenerator, der aus ihnen spricht.

Am sonderbarsten ist es, wenn sie Liebe machen - oder so tun als ob,
denn abgesehn von den Bewegungen dabei verstehen sie den Sinn nur grob.
Die künstlichen Neuronen in ihrem elektronischen Gehirn
lassen die Wangenimplantate dabei leicht (um 5%) erröten,
ein Thermostat regelt die Wärme über ihrer Stirn.
Sie sind so steif und so berechnend - es ist ein Wunder, dass sie keinen aus versehen dabei töten!

Der Zweck, dem sie das Mittel sind, ist ja auch gar nicht ethisch,
nein, alles an ihnen, auch die Gesinnung, ist synthetisch.
Mit dieser sitzen sie in Gremien und Aufsichtsräten,
singen in Schlagershows und spielen eine heile Welt.
Sie wollen, dass wir nicht wüssten, was wir ohne sie nur täten,
als wären sie der Mörtel, der uns Stein auf Stein zusammenhält.

Helene Fischer, Donald Trump, der MDR, die CSU,
das alles sind Syntheten und nur beinah so, wie ich und du.
Alles mechanisch, künstlich, kalt berechnet, optimiert,
um uns zu steuern und uns zu bezwingen.
Nur das, was an uns echt und menschlich ist und unkopiert
kann Licht ins Dunkel der synthetischen Verschwörung bringen.

Mein Kind, nun weiß ich, welche Frage dir auf deinen Lippen ist:
"Wer sagt mir denn, dass du nicht selber auch synthetisch bist?!
Es kann ja jeder einfach sagen, er sei nicht Florian Silbereisen oder in der AfD!"
Wenn du das fragst, dann hast du mich verstanden und den Sinn,
warum ich warnend wie die Stimme in der Wüste steh,
und du kannst selbst gewissenhaft erkunden, wes Geistes Kind ich wirklich bin.

Samstag, 24. Dezember 2016

Christmas Crack - You Suck at Cooking (episode 54)

Absolut verstörend, aber dann auch doch wieder sehr geil:





Frohe Weihnachten alle miteinandner :)

Sonntag, 13. November 2016

Gehen mit einem Gedicht

Am Tag, an dem ich gehen muss,
will ich gehen mit einem Gedicht.
Wo meine Zeit an Gottes Ewigkeit zerbricht,
sei dies die letzte Zärtlichkeit, der letzte Seelengruß.

Am Tag, an dem ich gehen muss,
will ich gehen mit einem Gedicht.
In Worten falten Bilder, Trug und Wahrheit sich,
und durch die Reime wandert noch einmal die Lebenslust.

Am Tag, an dem ich gehen muss,
will ich gehen mit einem Gedicht.
Es soll die Lebensfäden lösen. dass ich nicht
verwoben bleibe mit dem Hier und dem Verlust.

Am Tag, an dem ich gehen muss,
will ich gehen mit einem Gedicht.
In einem dunklen Wort durch einen Spiegel geb ich dem Gesicht,
das mich mit Liebe ansieht, dann den ersten Kuss.

Am Tag, an dem ich gehen muss,
will ich gehen mit einem Gedicht.
Sie findet meine letzten Worte, sie, durch deren erstes Wort das Licht ins Dunkel bricht,
und wird sie reimen aus der Fülle ihrer Lebensworte Überfluss.

Am Tag, an dem ich gehen muss,
will ich gehen mit einem Gedicht.
Wo mir kein Wort mehr bleiben wird, erneuert jener Gott, der das Ich-bin-Wort spricht,
für eine neue Ewigkeit den treuen Bundesschluss.

Am Tag, an dem ich gehen muss,
will ich gehen mit einem Gedicht.
Es soll mich trösten, denn das Leben endet nicht
am Tag, an dem ich gehen muss.

Donnerstag, 13. Oktober 2016

Wenn du denkst, dass keiner dich sieht

Ein Ballett-Wolf, eine Quietsche-Gans und eine trotz Tieren sehr menschelnde Begegnung zur Mitternacht - neckisch gemacht:

Sonntag, 9. Oktober 2016

An alle Maschinen

Textlich schön gemacht: Tim Bendzko mit "Keine Maschine".

Leider in den hohen Tönen etwas gequetscht und nicht schön gegen die tolle Unterstimme abgemischt, der maschinenartige Rhythmus hätte zum Ende hin auch gerne aufgebrochen werden können zugunsten der Streicher. Das können Herr Bendzko und sein Produzent definitiv besser. Trotzdem, tolles Lied.

Montag, 22. August 2016

Der Supermarkt als Kunsthaus

Die drei Sängerinnen von PARLOUR TRICKS hauchen butterweich und eingängig ins Mikrofon, als stilistische Nachfolger der weiblichen Gesangstrios aus der 20er/30er Chanson-Szene.

Die Idee zum Video kam ihnen, als sie in einem Supermarkt ein Lied hörten, und alle Leute um sie herum es leise für sich mitsummten oder sangen, ohne sich gegenseitig zu bemerken. Ein bezaubernder Augenblick sozusagen.


Der Text selbst ist lyrisch eher schwer zugängig. Ich stelle mir vor, dass darin zwei Personen mit verschiedenen Blickwinkeln aus unterschiedlichen Zeitpunkten den gleichen Moment beschreiben, und zwar teilweise gleichzeitig - es ist also nie so ganz klar, wer spricht.

Hier die deutsche Übersetzung (oder mein Versuch davon):

Was hast'n du in der Tasche,
kann ich es haben?
Leg es hin, dreh dich um, und vergiss es
Hand auf's Herz, Ehrenwort
Hand auf's Herz, Ehrenwort
Nenn' meinen Namen und er hallt in der Gasse
Schlaf' ein in den Armen deines Schatzes
Ich war dein von Anfang an
Ich war dein von Anfang an
Hand auf's Herz, Ehrenwort
Hand auf's Herz, Ehren...

...wort gebrochen die Herzen, gebrochen die Knochen
Verbrachte den Sommer ganz allein
Was macht es schon aus
Ich weiß, du wartest auf mich

Was ist dein Name?
Ich hab's vergessen, wie du ihn mir gesagt hast
Etwas schönes, etwas wie aus einem Film
Wenn du gehst, brech' ich entzwei
Wenn du gehst, brech' ich entzwei
Hand auf's Herz, Ehrenwort
Hand auf's Herz, Ehren...

...wort gebrochen die Herzen, gebrochen die Knochen
Verbrachte den Sommer ganz allein
Was macht es schon aus
Ich weiß, du wartest auf mich

Gebrochenes Versprechen, gebrochener Verstand
Verbrachte den Sommer wie auf einem Trip
Was macht es schon aus
Ich werde sehen, dass du auf mich wartest

Du hast mir keine Zeit gelassen, mich vorzubereiten
Und du warfst ein Licht auf all meine Angst
Nun, du hast mir keine Zeit gelassen, mich vorzubereiten
Und wenn ich meine Meinung ändere
verschwindest du

Gebrochen die Herzen, gebrochen die Knochen,
Verbrachte den Sommer ganz allein
Was macht es schon aus
Ich weiß du wartest auf mich

Gebrochenes Versprechen, gebrochener Verstand
Verbrachte den Sommer wie auf einem Trip
Was macht es schon aus diesmal
Hand auf's Herz, Ehrenwort
Gebrochen die Herzen, gebrochen die Knochen,
Verbrachte den Sommer ganz allein
Was macht es schon aus
Ich weiß du wartest auf mich

Montag, 15. August 2016

The Katering Show

Hervorragende Parodie über eine ganze Generation und Kochshows, unglaublich witzig gedreht und an den richtigen Stellen bitter-böse. Würde hierzulande in dieser Form nur Anke Engelke schaffen, somit leider nur im Englischen Kulturkreis zu haben. Ich präsentiere: The Katering Show!

Sonntag, 14. August 2016

PPA

Vor einiger Zeit hat WDR5 eine Sendung über Peter Paul Althaus ("PPA") gesendet, den Lieblingsdichter von Theodor Heuss:


Ganz generell lohnt es sich, die einstige Schwabinger Dichterszene zu entdecken, da tummelten sich viele gute Autoren, die auch heute noch große Genugtuung beim Lesen bereiten.

Wer sich einen Eindruck vom Schaffen Peter Paul Althaus' machen möchte, für den hat der LWL ein kleines Lesebuch zusammengestellt, welches ich mit großem Genuss verschlungen habe.

Samstag, 13. August 2016

Chromecast, Powerline, Router, Ethernet

GermanEnglish
Das ProblemThe Problem
Ich betreibe ein TP-LINK Powerline, an dem mein Rechner per Ethernet angeschlossen ist und das Android Smartphone per WLAN. Nun habe ich Chromecast gekauft und mit dem Smartphone eingerichtet. Danach war er aber in der Google Cast-App nicht mehr sichtbar für das Smartphone - stattdessen aber für den Rechner, der ja per Kabel mit dem Powerline-Adapter verbunden ist. Was stimmt mit meiner Konfiguration nicht? We're having a TP-LINK Powerline, my computer has a wired ethernet connection to it whereas my Android smartphone connects wireless via WLAN. Now I setup a Chromecast with my smartphone. However, after the setup the Chromecast disappeared and could no longer be found by the Google Cast app on my smartphone - instead, Chromecast became visible to my computer which has a wired connection. What's wrong with my configuration?
Die AnalyseThe Investigation
Offenbar war das Powerline nicht im gleichen logischen Netzwerk, wie mein Router. Einer von beiden hatte die IP 192.168.0.1, der andere 192.168.1.1. Das führte auch dazu, dass ich die Web-Management-Oberfläche des Powerline nicht mehr aufrufen konnte, was ich zur Fehlerkorrektur aber tun muss. Apparently my Powerline was not sharing the same logical network with my router. One has the IP address 192.168.0.1, the other had 192.168.1.1. That also hindered me from opening the web management site of my Powerline, which I needed to access to fix things.
Die LösungThe Solution
  • Zuerst habe ich meinem Rechner eine statische IP Adresse verpasst, die zum logisch Netzwerk des Powerline passt: 192.168.1.20. Damit konnte ich dann die Web-Management-Oberfläche des Powerline wieder im Browser öffnen.
  • Dort habe ich dem Powerline eine andere IP vergeben, die sich im gleichen logischen Netzwerk befindet, wie der Router: 192.168.0.2 (Obacht: Die IP darf nicht mit der des Routers identisch sein.)
  • Dadurch war Powerline jetzt natürlich wieder in einem anderen logischen Netzwerk und somit unerreichbar für meinen Rechner, also entfernte ich die statische IP meines Rechner wieder.
  • Nun konnte ich die Web-Management-Oberfläche des Routers aufrufen. Dort musste ich konfigurieren, dass dessen DHCP Server nur IP Adressen über 192.168.0.2 vergibt, denn 1 ist der Router selbst und 2 das Powerline.
  • First I assigned my computer a static IP address which matches the logical network of my Powerline: 192.168.1.20. This enabled me to open the web management site of my Powerline in the browser again.
  • There I assigned a new IP to the Powerline that matches the logical network of my router: 192.168.0.2 (Caution: That IP shall not be identical to the routers IP)
  • This of course changed the logical network of the Powerline which became unavailable to my computer again, so I removed the static IP address of my computer returning to DHCP.
  • Finally, I opened the web management site of my router. I had to configure its DHCP server such that it only assigns IP addresses above 192.168.0.2, because 1 is the router itself and 2 is the Powerline.
Das ResultatThe Outcome
Alle Geräte finden nun meinen Chromecast, außerdem kann ich das Powerline nun endlich über seine Web-Management-Oberfläche konfigurieren, und alle Rechner im Netzwerk können sich gegenseitig erkennen, egal ob sie drahtlos oder mit Kabel angebunden sind. All devices can now see my Chromecast, plus I can finally configure my Powerline via its web management site, and all devices in my network finally find each other, no matter if they are connected in a wireless or wired way.
Dankeschön geht anCredits to
https://www.administrator.de/wissen/kopplung-2-routern-dsl-port-48713.html

Freitag, 12. August 2016

Sufjan Stevens "Futile Devices" Live on Soundcheck

Sufjan Stevens packt mit unglaublich wortkarger, leichter Sprache ein riesiges Thema in ein nur scheinbar einfaches Lied, eine Emotionsfotografie. Live fast immer hervorragend intoniert, auf dem Album leider ein bisschen zu "unzerbrechlich" eingespielt. So handelt "Futile Devices" davon, wie Sprache kein Wort findet für ein Gefühl.




Die Übersetzung:

Es ist lange, lange her, dass mir dein Gesicht vertraut geworden ist.
Es ist vier Stunden her, dass ich durch deine Wohnung geschritten bin.
Und wenn ich auf deinem Sofa schlafe fühle ich mich sehr, sehr geborgen.
Und wenn du die Decken bringst verberge ich mein Gesicht.
Ich... liebe dich.
Ich... liebe dich.

Und wenn du Gitarre spielst höre ich dem Summen der Saiten zu.
Das Metall vibriert unter deinen Fingern.
Und wenn du häkelst fühle ich mich verzaubert und stolz.
Und ich würde sagen, ich liebe dich, doch es auszusprechen ist schwer.
Darum sage ich es nicht.
Und ich werde nicht lange bleiben.
Doch du bist das Leben, das ich die ganze Zeit gebraucht habe.
Du bist für mich wie ein Bruder,
obwohl das dämlich klingt.
Worte sind nutzlose Gerätschaften.

Das Schicksal der Künstler

Die Welt ist voller Künstler, die Lieder singen, Bücher schreiben, Filme drehen, aber nie einen Verlag oder Produzenten finden, und deren Kickstarter-Kampagnen geradezu beschämende Unterstützerzahlen finden.

Leider weht der Wind des Erfolges nicht aus der Richtung des Talents, und so suchen sie sich irgendwann einen Job, der die Brötchen bezahlt. Und dann haben sie keine Zeit mehr, Lieder zu singen, Bücher zu schreiben, Filme zu drehen, oder einen Verlag oder Produzenten zu suchen, und auf Kickstarter langweilen sich die letzten Unterstützer.

Meine Güte: Was werfen wir da nur weg!

Dieses Schicksal möge dem wunderbaren Owen Duff erspart bleiben, auch wenn er schon davon singt:

Die Prinzessin

Die Prinzessin sitzt in ihrem hohen Turm
und kann sich nicht entscheiden.
Was ist ihr Lind, was ist ihr Wurm,
was soll sie hassen und
was soll sie nur nicht leiden?
Nichts ist ihr gut genug,
nichts kann sie rundweg milde stimmen,
und jeden Tag aufs neue fangen dunkle Wolken
rund herum im Kreis um ihren Turm
an, sich zu drehen, ein neues Sturmgewitter zu beginnen.

Die Prinzessin, sie ist eine reiche Frau,
doch was sie nicht weiß, ist: was zu tun
mit ihrem Gold, mit Kleidern, Schmuck und Geld,
mit Untertanen, Glanz und Ruhm.
Denn so, wie die Monarchen vor ihr,
um sie, und die nach ihr kommen,
weiß sie um ihr Recht:
Sie will regieren, herrschen, lenken -
und ist darin doch - so wie alle anderen Monarchen -
vielleicht nicht unerfahren, aber dennoch schlecht.

Das hat die Prinzessin schon so manchen Untertanen,
und manches Herz gekostet,
doch was stört das schon die Prinzessin,
es ist ihr gleich,
ob einer ihrer Ritter rastet oder rostet.
Die Prinzessin lebt sehr gut damit,
den Spatz in ihrer Hand zu haben.
Jedoch - zu ihrem Unglück - kann ihr dürre Seele
sich an tausend Spatzen nicht erfreuen:
alle, alle Spatzen muss sie haben,
alle!
Alle Spatzen, und die Tauben auf den Dächern,
und die Pfauen in den Gärten,
und die Kanarienvögel in den kleineren Gemächern.
Alles, alles muss sie haben.

Die Prinzessin grämt sich, dass sie alles haben muss,
denn bis dahin ist sie klug:
sie weiß, es wär' auch alles nicht genug.

Die Prinzessin lebt auf ihrem Turm,
und über alle Länder streift ihr Blick.
Alles Ferne ist nicht weit, ist nahe,
alles Ferne ist nicht ferne,
in der Ferne wähnt sie all ihr Glück.
Wähnt die Prinzen,
wähnt die reichen Könige,
zählt im Geist die goldnen Münzen,
und der ihren sind gewiss nicht wenige.

Die Prinzessin wird ein bitteres Ende nehmen,
hoch in ihrem fernen Turm,
auf der Chaiselongue, ihrer samtenen, bequemen,
Argwohn spendend aller Welt,
gierig in die Ferne schweifend,
ihre eignen Schlösser ungezählt.
Auf dem Mond noch nach den Sternen greifend,
so wie eine edle Frucht in einem kalten Land:
Blühend, wachsend, doch nie reifend,
sondern faulend
fallend eines Tages,
unversehen.

Freitag, 29. Juli 2016

Mal was vom Ellenbogen

Elbow sind schon eine ganze Weile im Geschäft, hört sich aber immer besser an. Musiker, die wissen, was sie tun. Hier der live-Ausschnitt aus Manchester:



Dienstag, 1. März 2016

Jonathan Jeremiah - Phoenix Ava





Okay, leider sieht Jonathan Jeremiah wie ein Proto-Hipster aus, aber das Lied verfängt sich trotzdem.



Hier die deutsche Übersetzung:



Dieses Lied ist für dich, um dich kugelsicher zu machen,

kugelsicher gegen alles, was kommt.

Immer wenn du am Boden bist, hör es dir an,

ich sage dir dieses, ich sage dir



Du bist mein Phoenix Ava,

du und ich zusammen, das ist alles, was ich brauche.



Ich habe immer nach Lob gegiert,

oder was sonst irgendwie die Leere füllt.

Doch ich fand etwas anderes,

das einzige, was hilft, ist dich wiederauferstehen sehen,

dich wiederauferstehen sehen.



Du bist mein Phoenix Ava,

du und ich zusammen, das ist alles, was ich brauche.


Manche Dinge können dich niederdrücken,
doch die Dinge können sich auch wenden,
genau dann, wenn du am wenigsten damit rechnest.
Darum hoffe ich, dass dieses Lied
dich nach Hause bringt, wenn ich nicht mehr da bin,
es bringt dich nach Hause.

Du bist mein Phoenix Ava,

du und ich zusammen, das ist alles, was ich brauche.

Sonntag, 21. Februar 2016

"Wir sind das Volk"?

Ich komme mir neuerdings so vor, als säße ich im falschen Film. Es ist, als stünden Teile meiner Landsleute und europäischen MitbürgerInnen unter den ganz harten Drogen. "Wir sind das Volk", so dröhnt es hohl und dumpf aus heiseren Kehlen in die kalte Nacht, wenn gegen die Unterbringung von AsylbewerberInnen "protestiert" wird. Ich denke mir: 'Na, wenn ihr das Volk seid, dann gute Nacht.' Denn nein: Ihr seid NICHT das Volk. Ihr seid der Pöbel, der Kaffeesatz der Gesellschaft. Das Pack, wie Sigmar Gabriel es nennt - mag man von ihm halten, was man will.

Ihr habt Angst vor Überfremdung? Ich auch, denn ihr seid mir sehr sehr fremd. Lachend neben einer brennenden Asylunterkunft stehend... wer seid ihr? Ich erkenne euch nicht, und eure Gesinnung erst recht nicht. Aber statt euch einfach mit einem Flugzeug in die Pampa abzuschieben, muss ich eure Blödheit und euren Hass ertragen. Das sind für mich die harten Kompromisse in einem Rechtsstaat. Es ist jener Rechtsstaat, um den vor gut 25 Jahren die Menschen unseres Landes gekämpft haben, als aus "Wir sind das Volk" das "Wir sind ein Volk" wurde. Leider darf ich bei den enthirnten Grölern dieser Tage schwer bezweifeln, dass sie die Liebe zu diesem Rechtsstaat teilen.

Deswegen steht es ihnen auch nicht zu, die Worte "Wir sind das Volk" in den Dreck zu ziehen. Wenn sie das Volk wären, dann würden sie für diesen Rechtsstaat kämpfen! Statt Flüchtlingsunterkünfte abzufackeln (die wir alle bezahlen, weil sie eine Aufgabe unseres Rechtsstaates sind) könnten sie einfach wie gewohnt weiterleben, oder die Neuankömmlinge z.B. bei Behördengängen begleiten und ihnen demonstrieren, welche Errungenschaften unser Land auszeichnen. Aber nein, das ist natürlich zu viel verlangt. Deswegen betätigen sich die, die sich als "Volk" bezeichnen, als "Antivolk" - als Gegner des Rechtsstaates. Sie behindern den Rechtsstaat in den Aufgaben, die er von Rechts wegen wahrnimmt. Sie zünden Unterbringungen an und behindern Staatsangestellte. Sie beschimpfen und erniedrigen Politiker und Politikerinnen, die rechtsgültig und demokratisch von den Bürgern und Bürgerinnen zur Regierung gewählt wurden. Das ist ein Schlag ins Gesicht der gesellschaftlichen Mehrheit. Denn wenn irgendjemand das Recht hat, sich als "das Volk" zu bezeichnen, dann ist es jene oft stimmlose Mehrheit an Menschen, die diesen Rechtsstaat erhalten, mitgestalten, und sich für ihn einsetzen. Die Dumpfbacken mit Hassneurose sind es nicht.

Ich sehe nicht ein, warum ich mir von so einer blöden Minderheit ins Gesicht spucken lassen muss. Es ist unsere Regierung, und sie ist rechtens, es sind unsere Grundwerte, und sie sind hart erkämpft. Deswegen entscheidet der Bund über Asylanträge - und nicht der Mob! Wie peinlich kann es denn noch werden, wenn die von der großen Mehrheit (!) der Bevölkerung gestützte Kanzlerin erwähnen muss, dass "dieses Land nicht [ihr] Land" sei, wenn es kein menschliches Gesicht an den Tag legen kann? Muss man sich neuerdings dafür schämen, ein Gewissen zu haben?

Hört das Morden und Sterben der Welt denn auf, weil wir Zäune bauen? Kann es uns allen ernstes besser gehen, wenn die Menschen in einem Elendsghetto vor der türkischen Grenze umkommen? Wir können Zahlen erfinden, aber das Problem verändert sich dadurch nicht. Dabei hätten wir die Mittel, etwas zu tun!

Denn nein, wir müssen keinen Erdogan als Verbündeten anheuern. Dieser Mann, wäre er ein deutscher Politiker, säße längst im Knast! Wie können wir glauben, dass ein narzistisch gestörter Autokrat seines Kalibers ein Eckpfeiler der Asylpolitik sein könnte? Jeder Euro, der dort investiert wird, finanziert sein doppelgesichtiges Unrechtssystem und löst Null-Komma-NICHTS.

Waffengewalt und Militäreinsatz im Nahen Osten? Unsinn! Kein Konflikt der großen weiten Welt wurde jemals mit Waffen gelöst. Krieg und Gewalt sind immer Teil des Problems - aber niemals ein Teil der Lösung. Sparen wir uns das Geld für das, was wirklich funktioniert. Hören wir auf, zwielichtige Verbrecher wie die Türkei und Saudi Arabien auch noch zu hofieren! Sie sind Teil des Problems - aber nicht der Lösung. Wie kann es sein, dass wir ihnen Rüstungsgüter exportieren? Sind wir hirntot?

Europa hätte theoretisch ohne weiteres das Potential dazu, ALLE Flüchtlinge Syriens unterzubringen, wenn es sich als Wertegemeinschaft versteht und seine Möglichkeiten nutzt. Stattdessen: Nationalistische Spacken an allen Fronten. Jedes noch so poplige Mitgliedsland glaubt, es wäre der Nabel der Welt. Hier die Neuigkeit für jede einzelne europäische Nation: Ihr seid ein Fliegenschiss auf der globalen Landkarte - kommt endlich damit klar.

Der inner-europäische Nationalismus der Teilstaaten ist eine katastrophale Dummheit, für die uns unsere Enkelkinder einmal zurecht verachten werden. Europa steht für Werte. Meinungs- und Pressefreiheit, politische und gesellschaftliche Teilhabe aller, Zusammenarbeit, Schutz von Minderheiten, Gewaltenteilung, Rechtsstaatlichkeit, Trennung von Religion und Staat, Gleichberechtigung von Mann und Frau, unveräußerliche Menschenrechte, und so weiter und so fort. Die Nation hilft uns einen Dreck dabei, das zu verteidigen und zu vertreten, denn die Nation denkt nur an ihre kleinliche Identität. Wem haben wir den anhaltenden Frieden auf unserem Kontinent in den letzten Jahrzehnten zu verdanken? Der Nation? Nein, der inner-europäischen Verständigung.

Deswegen interessiert es mich nicht, ob ihr das Volk seid, oder nicht (abgesehen davon: Ihr seid es nicht!) - denn der Begriff "Volk" an sich interessiert mich nicht. Die "Nation" kann die Welt und mich am A**** lecken. Was mich interessiert ist, ob ihr meine Werte teilt! Glaubt ihr an Demokratie, an menschliche Politik, an Grundwerte, an Gleichberechtigung, an den Schutz der Schwachen? Dann seid ihr für Europa. Glaubt ihr an Grenzen, an Zäune, an "Überfremdung"? Dann herzlich willkommen: Ihr seid die Hauptdarsteller in dem schlechten Film, der hier läuft.

Der reichste Kontinent der Welt ist mehr als in der Lage, den Herausforderungen unser Zeit zu begegnen. Es ist - wie immer - nur eine Frage des politischen Willens. Leider vermisse ich den - schon wieder sitze ich irgendwie im falschen Film. Aber was schreibe ich von "Willen": Die hohlen Dumpfbacken von "besorgten Bürgern", [irgendwas]GIDA und AFD und Co. haben keine Ahnung, was sie wollen, sie laben sich nur an ihrem ungezügelten Hass, denn der beschert ihnen ein angenehmes Gefühl. Sie lernen nicht aus der Vergangenheit, sie wiederholen die Fehler ihrer Großeltern und Urgroßeltern und Ururgroßeltern... Es ist zum Kotzen. Ich würde so gerne umschalten, aber ich sitze in diesem beschissenen Film.

Meine Hoffnung ist, dass ich in diesem Kino nicht alleine bin, und dass da draußen noch viele andere sind, die diese possenhafte Aufführung kopfschüttelnd ansehen, um dann das Geld für ihre Kinokarten zurückzufordern, den Saal verlassen und für ein Europa der Werte einstehen. Denn die Menschen, die da zu uns strömen, müssen genau das hier finden. Und wenn wir noch bei Trost sind, dann setzen wir uns dafür ein.