Mittwoch, 27. Februar 2013

Laing

Elektro-Pop aus Berlin von Laing - kesse Mädels, starke Stimmen, poppige Choreo:

Die Poesie der Bibel

Die Bibel ist ein Buch mit vielen Rätseln, mit Ungereimtheiten, Widersprüchen, guten Gedanken und Fragezeichen. Aber bisweilen ist sie auch poetisch. Und damit meine ich nicht etwaige Reime oder Versmaße, denn diese gehen ja bei der Übersetzung üblicherweise verloren.

Die Poesie steckt in den Motiven der biblischen Geschichten, die sich wiederholen. Symbole und zentrale Kernaussagen werden immer wieder aufgegriffen, in weiteren Kontext gesetzt und vertieft.

Das zeigt sich am deutlichsten an den alttestamentlichen Prophezeiungen. Diese werden oft nicht nur einmal erfüllt, sondern mehrfach - oft mit zeitlich großem Abstand.

Auf diese weise spannt das Alte Testament einen Bogen ins Neue Testament - und zwar einen äußerst poetischen Bogen. Schauen wir uns zwei Beispiele an:

Beispiel 1

Gottes Mahl bei Abraham

Jesu Mahl mit den Jüngern (Abendmahl)

1. Mose 18, 1-15Mt 26,17–29, Mk 14,12–26, Lk 22,14–20, Joh 13,2–4
Drei Männer (= Gott) begegnen AbrahamDer dreieinige Gott (Vater, Sohn, Heiliger Geist) begegnet den Jüngern
Vorher: Abrahams Zukunft bringt nur noch seinen eigenen Tod und die Zerstreuung seiner Menschen in alle WindeVorher: Die Zukunft bringt den Tod Jesu und die Zerstreuung der Jünger in alle Winde
Gott speist mit MenschenGott speist mit Menschen
Nachher: Abrahams Zukunft beinhaltet Leben (seinen Sohn)Nachher: Die Zukunft der Jünger beinhaltet Leben (Jesu Leben, ewiges Leben)
Gott gibt Abraham ein ewiges VersprechenGott gibt allen Menschen ein ewiges Versprechen
Das Mahl findet in der heißesten, schlimmsten Mittagshitze stattDas Mahl findet in der dunkelsten, schlimmsten Nacht statt

Die beiden Geschichten sind durch ihre Symbole und Inhalte miteinander poetisch verknüpft, obwohl sie an ganz unterschiedlichen Stellen stehen und keinen unmittelbaren Zusammenhang teilen.

Beispiel 2

Mose im Körbchen im Nil

Jesu Taufe

2. Mose 2, 1-10Mt 3, 13-17
Mose wird einmal Führer eines großen VolkesJesus wird zum Hirten der gesamten Kirche
Vorher: Moses Zukunft bringt den TodVorher: Die Zukunft aller Menschen bringt den Tod
Durch das Wasser hindurch wird Mose gerettetDurch das Wasser hindurch wird Jesus bestätigt und damit alle Menschen gerettet
Die Errettung geschieht durch einen mächtigeren (Pharaos Tochter)Die Errettung geschieht durch einen mächtigeren (Gott)
Mit der Rettung verknüpft sich ein Statuswandel: Mose steigt zur Herrscherkaste aufMit der Rettung verknüpft sich ein Statuswandel: Jesus steigt zum offenkundigen Sohn Gottes auf
Das Wasser ist Mittel zum ZweckDas Wasser ist Mittel zum Zweck

Die beiden Geschichten sind durch ihre Symbole und Inhalte miteinander poetisch verknüpft, obwohl sie an ganz unterschiedlichen Stellen stehen und keinen unmittelbaren Zusammenhang teilen.

Freitag, 22. Februar 2013

Gott, Inge und Renate

Köstlich! Ich wusste ja insgeheim immer, dass Gott weiblich ist. Sogar doppelt!

Mittwoch, 13. Februar 2013

Die Bibel steckt voller Widersprüche...

Wenn mir früher jemand sowas gesagt hätte, so hätte ich ihm oder ihr mutig erwidert: "Ach ja? Wo denn genau?" Und in der Tat, meistens erntet man dann ja verhaltenes Schweigen, die Grillen zirpen und ein einsamer Dornenstrauch rollt über die Straße vor dem Saloon.

Dabei ist die Bibel keineswegs widerspruchsfrei. Ganz im Gegensatz! Sie ist gespickt mit Stellen, die sich aneinander reiben und bei denen man mit naiver Logik nicht weiterkommt. Beispiel gefällig!? Kommt sofort!

Die Geschichte rund um Abraham und Sara. In 1. Mose 18, 11 erfahren wir, dass die beiden noch immer kinderlos sind (trotz Versprechungen Gottes), und dass Sara wohl auch schon jenseits der Menopause zu sein scheint. Und so richtig Lust haben Sara und Abraham auch schon nicht mehr aufeinander. Beide sind alt und verbraucht.

Warum gibt Abraham dann in 1. Mose 20 seine Frau Sara (mal wieder) als seine Schwester aus? Richtig, weil er Angst davor hat, dass seine Mitbürger ihn ihretwegen töten, damit sie etwas Spaß mit Sara haben können. Und in der Tat ist Sara offenbar so ein scharfer Dübel, dass König Abimelech sie zur Frau nimmt.

Sinnvoll? Logisch? Keine Widersprüche? ... Hm ...

Gleiche Bibelstelle, anderes Beispiel. In 1. Mose 18, 6 bis 8 setzt Abraham Gott eine Mahlzeit vor. Erst nach dieser Mahlzeit verkündet Gott Abraham einen konkreten Zeitpunkt für die Geburt seines Sohnes Isaak. Nun speist Gott bei Abraham, dem Gründervater des Volkes Israel, und was isst er da? Eine unkoschere Mahlzeit (Milch und Fleisch beisammen). Wie soll ein Jude oder Israelit das verstehen, der in den Speisegesetzen lernt, was "man nicht isst"? Hält Gott sich denn nicht selbst an die Regeln, die er anderen aufbürdet?

Drittes Beispiel: Die zwölf Stämme Israels stammen gleich von 4 Müttern (!) ab, Jakob war fleißig zu Gange mit Lea, Rahel, Bilha und Silpa. Aber dann später, in 3. Mose 19, 19 bzw. 5. Mose 22, 11 (und auch anderswo) steckt Gott fest: "Zweierlei ist mir zuwider!" Aber ausgerechnet sein erwähltes Volk ist nicht nur zweierlei oder dreierlei, sondern viererlei? (Ist mir nicht einerlei, so eine Schweinerei...) Dieses Beispiel zeigt, dass selbst in der Metaphorik zahlreiche Geschichten der Bibel bereits von Anfang an den Kern eines Konflikts beinhalten.

Es ist also keine gute Idee, die Bibel an allen Stellen wörtlich zu nehmen. Man braucht oft viel mehr Köpfchen, um von der Erzählung zu abstrahieren und eine Vermutung über die göttliche Absicht dahinter aufzustellen. Schlechte Nachrichten für Fundamentalisten...