Donnerstag, 23. August 2018

Ich will kein "offenes Gespräch" mit dir.

Ich will kein "offenes Gespräch" mit dir.
Viel lieber mag ich mich - so wie du dich - verschanzen.
Ich hatte offen von um Acht bis Vier.
Jetzt will ich um den heißen Brei rumtanzen.

Und überhaupt, du seist ja auch für jeden offen,
solange er nicht über deine Schwelle tritt.
Jedoch, auf Schwellen bin ich bei dir überall getroffen,
und meine armen Füße machen nicht mehr mit.

Die vielen "offenen" Gespräche, die nur mich bewegen,
sind wasserdünn und machen mich nicht satt.
Du kannst sie gerne mit dir selber pflegen,
oder mit irgendjemand andrem, der schon deine Meinung hat.

Ein jeder suche selbst nach seinen sieben Plagen.
So trägt die Frau den Rock, der Mann die Hosen.
Es stimmt ja auch, du kannst sie tragen,
all deine seidenweichen Zwangsneurosen.

Vor allem will ich nicht mehr hören, ich hätte dich verlassen.
Als hätt' ich nie an deine Tür getrümmert;
du hast mich nur nicht eingelassen.
Die Zeit ist um. Ich bin soweit, dass es mich nicht mehr kümmert.

Schmier ihn in deine purpurn abgedeckten Haare,
den ach so "offenen" Dialog.
Der Staub ist von den Füßen abgeschüttelt, und die Jahre,
in denen es mich zu dir zog.

Donnerstag, 26. April 2018

Nerdcore comedy | Ze Frank


Auch die anderen Videos von Ze Frank bei YouTube sind großartig - leider nur auf Englisch.

Montag, 9. April 2018

Verschwunden

Einmal schließt du hinter dir die Türen,
oder jemand anderes wird sie schließen.
Was einst dein war wird dir nicht gehören,
an dem Tag, an dem sie dich nach draußen führen.

Deine Gedanken werden nicht mehr bei dir sein,
und du wirst sie auch nicht erkennen.
Du ziehst in ein kleines Zimmer ein,
es passt zu deiner Welt, denn sie ist plötzlich selber klein.

An ellenlangen Nachmittagen
sitzt du jetzt mit anderen in Gruppenräumen.
Du konntest sie schon früher alle nicht ertragen,
doch danach wird dich nie mehr jemand fragen.

Da sitzen sie, die du dein Leben lang verachtet hast,
und löffeln Suppen mit den selben Zitterhänden.
Sie nennen es ein Heim, doch du fühlst dich als ungebetener Gast.
Gefangen in der Zeit mit Menschen, die du heimlich hasst.

Sie sind ja immer noch so dumpf und roh und schroff,
darüber täuscht das Alter nicht hinweg.
Doch du, ein zarter, geistversunkener Mensch so oft,
hast, dass du sie nie wiedersehen musst, gehofft.

Nun liest man ihnen Bücher vor, stellt ihnen Hörgeschichten an.
Ihnen, die ihr Leben lang kein Buch besaßen!
Jedoch auch dir, der früher Buch um Buch verschlang,
und sich jetzt doch an keines mehr erinnern kann.

Sie werden mit euch musizieren gegen Vier,
dann singt ihr Lügenlieder von der heilen Welt.
Ihr werdet alle heillos euch verlieren,
sie sich im Lied, du dich in dir.

Am Abend suchst du lang nach deinem Zimmer,
nein, nach dem Raum, wo man dich schlafen lässt.
Doch wo du dachtest, dass es sei, da ist es nimmer.
Es wird um Zehn. Du suchst noch immer.

Morgens stehender Geruch von trockenem Urin,
er muss aus einem Nachbarzimmer stammen.
Ein Licht geht an, die Pflegerin tritt zu dir hin.
Es gibt kein Nachbarzimmer. Du schwimmst selbst darin.

Da möchtest du nach Hause gehen.
Du willst etwas, das dir allein gehört, dass dich an dich erinnert.
Heut warst du Gast. Genug! Du hast genug gesehen.
Und überhaupt, du musst doch nach den Kindern sehen.

Kurz nach dem Frühstück hast du einen sonnenhellen Augenblick.
Was ist das, was dich an die Würde bindet?
Du hängst an ihr, doch auch am Galgen hängt ein Strick.
Lass sie zurück.