Sonntag, 26. Dezember 2010

Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei

Ich möchte gerne eine kleine Serie ausprobieren. Ich suche Bilder und Videos, deren Inhalt sich mit dem Titel dieses Posts beschäftigt, der aus 1. Mose 2, 18 stammt. Ich möchte den Spruch gerne etwas allgemeiner auffassen, um noch ein paar neue Aspekte aus der Stelle zu holen. Wenn ihr selber Ideen dazu habt, dann schickt mir gerne eure Links und Gedanken dazu.

Den Anfang macht folgende Dame:

Soulmates von Patricia B.

(Quelle: Fotocommunity.de)

Donnerstag, 23. Dezember 2010

Und es begab sich zu der Zeit, da Roters Stadhalter von Köln war...

Wieder ist ein Jahr vorbei, und was für ein ereignisreiches es war. Nachdem ich die letzte Nacht am Backofen verbracht und heute die Weihnachtspakete abgeschickt habe, wird es endlich etwas ruhiger... Nun, nicht wirklich.

Aber wie das Leben so spielt, ist dies der letzte Blog-Eintrag des Jahres 2010. Wahrscheinlich. Wenn mich die Beleuchtung nicht umbringt.

Samstag, 11. Dezember 2010

Wertanalyse

Mein Arbeitgeber ist Teil einer Aktiengesellschaft, und diese veranstaltet jedes Weihnachten u.a. eine Art Unternehmensrunde, in der allen Angestellten aktuelle Geschäftszahlen, Umsätze, Entwicklungstrends, Organisationsentscheidungen und Tendenzen vorgestellt werden. Dabei werden die Angestellten auch auf eine Art gemeinsamen Kurs eingestimmt, es soll eine "Firmenidentität" entstehen.

Auch dieses Wochenende war es wieder soweit. Abgesehen von den üblichen Informationen werden jedes Jahr auch einzelne Mitarbeiter für ihre Verdienste gewürdigt. Wie es das Rad des Zufalls so will bin ich nun gewürdigt. Meine Reaktion darauf war zunächst Schockierung, gefolgt von Wut, die über den Zustand der Lethargie letztendlich in Trauer mündete.

Es berichtete jemand, der mich gar nicht kennt, von "innovativen" Leistungen, die ich so nicht abgab, und der meine Arbeit auch nicht einschätzen konnte. Der Reiz erneuernder Innovation wohnt meiner Arbeit nicht inne, letztendlich tue ich lediglich, wofür ich bezahlt werde und blende meine eigenen Erwartungen oft genug dabei aus. Wie soll ich dieses Stück Dankeschön nun glauben können? Es kommt bei mir als ein dahergesagtes, unaufrichtiges, allein der Pflicht entsprungenes Wort an, als schuldbewusstes Pflaster für Überstunden.

Die Urkunde wurde begleitet von einer Flasche Champagner - für jemanden, der nie (und das ist allen meinen Kollegen bekannt) Alkohol trinkt und dies auch bewusst äußert. Zynisch und grotesk mutete mir das an, denn für mich zeigte sich darin, dass sich um mich als Person überhaupt kein Gedanke gemacht wurde. Andernfalls hätte ein (wesentlich günstigerer) Büchergutschein eine echte Alternative dargestellt.

Kurzum: Die "Würdigung" hat mir klargemacht, dass ich als Mensch mit meinen Stärken und Schwächen für meinen Arbeitgeber nicht zähle. Ich fühle mich wie eine Ressource, die marktwirtschaftlich genutzt, die optimiert wird, nach deren menschlicher Qualität aber kein Hahn kräht.

Nun ist mir bewusst, dass wir in einer Marktwirtschaft leben - und das bedeutet konkret, dass die einzige Bindung zwischen meinem Arbeitgeber und mir in dem Kompromiss besteht, der aus meinen Lohnvorstellungen und seiner Zahlungsbereitschaft für meine Arbeitszeit entsteht. Und dennoch scheint mir das nicht genug gewesen zu sein, es ist mir zu kalt, kann mir nicht ausreichen.

Ich brauche und will keine Auszeichnung, kein Opium für's Volk. Ich brauche nicht - aber wünsche mir - das Wort "Dankeschön" von den Menschen, mit denen ich arbeite. Warum höre ich das so selten? Und: Sage ich selbst oft genug Dankeschön?

Ich versuche, aufrichtiges Interesse an meinen Mitmenschen zu entwickeln. Und ich wünsche mir im Gegenzug Ehrlichkeit. Vielleicht ist es das, was ich als unverständliche Kränkung und innere Frage erlebe. Warum kommt das Wort Dankeschön nicht von den Menschen, von denen es mir tatsächlich etwas bedeuten würde? Und warum ist mir das nicht egal?

Samstag, 4. Dezember 2010

Das Parfum

Nein, gemeint ist nicht der Roman von Süskind, sondern mein heutiger Ausflug in die Stadt. Eigentlich wollte ich nur ein paar Routinesachen erledigen, aber die Begegnung in der Parfümerie war definitiv eine der dritten Art. Frisch aus meinem Gedächtnisprotokoll bekommt ihr nun das Verkaufsgespräch. Haltet euch fest.

Verkäuferin: "Kann ich Ihnen helfen?"
Daniel: "Eigentlich will ich nur ein Parfum kaufen", (Zeigt auf eines) "das da nehm ich normalerweise."
Verkäuferin: "Aha" (Hat offenbar nicht zugehört.) "Möchten Sie gerne das neue probieren?" (Zeigt auf ein kunterbuntes Fläschchen)
Daniel: (Widerwilliges Kopfnicken)
Verkäuferin: (Zückt einen Probestreifen und dieselt ihn ein. Riecht selbst daran. Schaut Daniel fragend an.)
Daniel: (Schaut fragend zurück.)
Verkäuferin: "Und?"
Daniel: (Seufzt. Nimmt ihr den Probestreifen ab. Skeptisch:) "Riecht mindestens so ... ähh... bunt, wie die Flasche aussieht."
Verkäuferin: (lächelt gequält)
Daniel: "Also ich mag es normalerweise eher..."
Verkäuferin: (Unterbrechend) "Herb?!" (Dieselt den nächsten Probestreifen ein)
Daniel: "Nein, ich bevorzuge Parfums mit einer eher süßen Mittelnote." (Riecht am zweiten Probestreifen. Hüstelt verlegen.)
Verkäuferin: "Aber das von eben war ja auch eher fruchtig-frisch. Das, das da, das ist auch eher in die Zitrus-Richtung."
Daniel: (Fragt sich, ob die Verkäuferin weiß, was eine Mittelnote ist. Versucht sich daran zu erinnern, wann er das letzte mal eine süße Zitrone gegessen hat.)
Verkäuferin: (Hat den nächsten Streifen eingedieselt. Riecht selbst daran. Gibt ihn aber nicht her.) "Hm. Ja. Jaja. Die meisten mögen es ja eher etwas frischer."
Daniel: (Schluckt schwer. Nimmt ihr den Probestreifen doch noch ab.)
Verkäuferin: "Hier haben wir noch eines, das ist wirklich erfrischend."
Daniel: (Tritt von einem Bein aufs andere. Hat das Gefühl, mit einer Wand zu reden.)
Verkäuferin: "Aber das, das da, das find ich auch ganz toll... Da..." (sprüht sich versehentlich an, schaut entsetzt) "Oh nein! Ach je! Jetzt riech ich auch noch nach dem Zeug" (ist sichtlich angewidert)
Daniel: "Nehmen Sie's leicht. Besser Sie riechen nach dem, als nach dem von eben."

... (Viele Probestreifen und Duftgreuel später) ...

Verkäuferin: (Schaut säuerlich drein) "Hm?"
Daniel: "Ach nichts. ... Ich meine, man ist da ja immer auf Rat angewiesen."
Verkäuferin: "Wie jetzt, was?"
Daniel: "Na, wenn man Parfum kauft. Hier gibt es so viele, die kann man ja unmöglich alle probieren."
Verkäuferin: (Überlegt, ob sie das nicht doch schaffen würde. Greift nach dem nächsten Parfum und dieselt einen Probestreifen ein.) "Probieren Sie mal das."
Daniel: (Riecht daran. Mutmaßt, dass die Mischung aus Wodka und Dusch-Das besteht. Gekünstelt) "Ja ja." (Deutlich) "Bei sowas ist man halt immer auf gute Empfehlungen angewiesen."
Verkäuferin: "Also ich mag die ja alle." (Grinst selig)
Daniel: (Lacht spitz auf) "Das kann ich mir denken. Sie müssen ja..."
Verkäuferin: (Unterbricht, aufgesetzt fröhlich) "Ja ja, da haben Sie sicher Recht."
Daniel: (Seufzt.) "Also ich denke, ich bleibe bei meiner bisherigen Wahl."
Verkäuferin: "Das war dieses?" (Drückt Daniel eine Flasche in die Hand.)
Daniel: "Ähhh... Die ist aber ein bissel groß."
Verkäuferin: (Denkt, dass Daniel den Tester meint.) "Nee, das ist ist nur der Tester. Da, sehen Sie, der Tester," (es steht 'TESTER' drauf) "das Aftershave," (es steht 'AFTERSHAVE' drauf) "und das Deospray." (es steht... ihr wisst schon... drauf)
Daniel: (Stellt das Aftershave zurück. Hat sich nicht rasiert und sieht daher nicht so aus, als ob er welches bräuchte. Nimmt ein Deospray.)
Verkäuferin: "Na bitte. Da hat es sich für Sie heute doch gelohnt!"
Daniel: (Fühlt sich wie ein belegtes Brot mit Ei.) "Oh. Ja. Ähhh. Vielen Dank. Wo sind denn die Kassen?"
Verkäuferin: "Da und dort hinten. Ist egal."
Daniel: "Na denn. Schöne Adventszeit noch."
Verkäuferin: (Längst damit beschäftigt, sich das Aftershave wieder von den Händen zu reiben.)