Dienstag, 28. Februar 2017

Versprecher des Tages

Heute zu hören auf WDR5, von einem Betriebsratsmitglied der gebeutelten Firma Blohm+Voss anlässlich der Stimmung auf der Betriebsversammlung:
"Es war so still, man hätte einen Heuhaufen zu Boden fallen hören können."
Ich selbst bin ein riesengroßer Fan des Verhackwurschtelns von Sprichworten ("Spare in der Zeit, dann das Vergnügen."), aber diese herrliche Mischung aus "Die-Stecknadel-im-Heuhaufen-finden" und "Eine-Stecknadel-zu-Boden-fallen-hören" wäre mir nicht eingefallen. Dankeschön!

Montag, 27. Februar 2017

Mensch Oscar!

Hat die Academy den Oscar für den besten Film also an Moonlight vergeben - eine vielschichtige Geschichte, deren Überzeugungskraft nicht im Budget, sondern in der spannenden Charakterstudie liegt. In Amerika hat das erfolgreiche Verfilmen von Theaterstücken mehr Erfolg, als in Europa, so hat auch dieser Film seine Wurzeln im Theater.

Überraschend ist aber nicht das Budget, die Herkunft oder die Machart des Films, sondern die gesellschaftspolitische Aussage hinter dem Oscar für diesen Film. Die Academy muss sich zunehmend der prüfenden Frage stellen, ob die begehrte Trophäe nicht zu "weiß" ist: Jahrelang wurden Filme von weißen Regisseuren mit weißen Darstellern über weiße Lebenswelten prämiert. Und zwar in einem Land, dessen Bevölkerung immerhin zu einem Viertel aus Menschen anderer Hautfarbe besteht. (Mitnichten spiegelt sich dieses Verhältnis jedoch im Filmschaffen des Landes wieder.)

Die Academy setzt mit dem Oscar einen doppelten Kontrapunkt: sie zeichnet einen Film aus, dessen tragende Charaktere allesamt farbig sind. Nur ein Zugeständnis an die Einseitigkeit der Vergangenheit? Wohl nicht, denn obendrein wirft die Academy denn Ball zurück an die schwarze Community. Die Geschichte des Protagonisten hat viel mit Gewalt, Verdrängung und Identität zu tun, es geht um den Lebensweg eines homosexuellen Schwarzen inmitten von gebrochenen Vaterfiguren, prekären Realitäten, dysfunktionalen Männlichkeitsentwürfen, Selbstzweifeln, Lebensängsten und Träumen.


Nun hat sich ein guter Teil der farbigen Community sicherlich einen farbigen Protagonisten in einem Oscar-Film gewünscht - mit der Wahl einer insbesondere homosexuellen farbigen Hauptfigur dürften trotzdem viele unglücklich sein, denn das Verhältnis vieler Farbiger zu Homosexuellen ist in den USA (und auch andernorts) durchaus angespannt.

Dabei verbindet beide Gruppen eigentlich sehr viel: Beide wurden und werden für eine Eigenschaft diskriminiert, an der sie nichts ändern können. Beide wurden und werden in Film, Musik, Theater, Malerei, Schriftstellerei, Film und Rundfunk nicht einmal annähernd so repräsentiert, wie sie statistisch in der Bevölkerung auftreten. Beide haben keine Lobby. Beide haben eine fast deckungsgleich verlaufende Emanzipationsgeschichte.

Aber Gemeinsamkeiten verbinden eben doch nicht immer. Deshalb ist der Oscar nicht nur ein politisches Statement für die echte Teilhabe der farbigen Community; er hält ihren patriarchalischen, heteronormativen, sexistischen Anteilen auch den Spiegel vor. "Ihr wollt Anteil haben? Dann gebt auch anderen Anteil!"

Es ist immer spannend, an den Kulissen doppelter Maßstäbe zu kratzen und zu fragen, warum Menschen ungleich behandelt werden. Das tut dieser Oscar - der eben dankenswerter Weise nicht an das hirntote (aber sicher trotzdem unterhaltsame und mühsam produzierte) La La Land ging.

Machen wir's konkret: Deutschland tut sich da nicht unbedingt besser hervor. Wie oft tauchen türkisch-deutsche Darsteller in Filmen auf - und passt das dazu, wie viele von ihnen bei uns leben? Wie sieht es mit dem Menschen-, Männer- und Frauenbild unserer gesellschaftlichen Gruppen aus? Wie geht unser Land um mit seinen "Randgruppen", seinen Alten, seinen Kindern, seinen Migranten, seinen LGBTIQ*s, seinen Einkommensschichten? Kann es richtig sein, Menschen wegen ihres Alters bei Bewerbungsvorgängen auszusieben? Würden wir selber in die Schulen gehen, die wir unseren Kindern zumuten? Doppelmoral ist nichts amerikanisches - sie ist immer und überall, nur menschenfreundlich ist sie nie.

Deshalb: Danke, Oscar!

Freitag, 10. Februar 2017

Sookee feat. grim104 - You Only Die Once

Sehr dunkel gezeichnet, sehr depressiv dieser Track über Leben und Sterben. Das Leben ist nicht nur schön, aber auch nicht nur unschön. Jede Sekunde davon ist kostbar und wertvoll, das steht außer Frage.

Aber von dem, was es zugleich so schwer macht, kann man offenbar auch einen guten Titel machen (z.B. Sookee und grim104):