Samstag, 18. Juli 2009

Happy Ends und das echte Leben®

In Romanen von Rosamunde Pilcher gibt es eine Sache, auf die man sich noch mehr verlassen kann, als auf die Trägheit der deutschen Beamten: Zum Schluss kriegen sich alle, von denen man schon auf der dritten Seite wusste, dass sie sich kriegen sollten.
Ok, ich geb es zu, das war jetzt etwas ungerecht, da sind ja auch noch ein paar andere sehr sichere Sachen: Alles findet in einem idyllischen Landkaff irgendwo in England statt, der Titelheld sieht blendend aus, immer gut rasiert, kann reiten und geht nicht mit seinen Kumpels Fußballspielen, die Titelheldin hat lange Haare, ist ebenfalls gut rasiert, geht irgendeinem Schikimikijob nach und hat die Emanzipation auch nach 50 Jahren noch nicht mitbekommen, einer von beiden besitzt ein Landschloss oder wird es bald erben, und, bevor ich es vergesse, die böse Hexe landet im Ofen. Oder war das bei Grimms Märchen? Irgendwie komme ich da immer durcheinander...

Nun sicherlich muss man den Geschmack der Pilcher nicht teilen, ich kann mir auch besseres vorstellen, als in einem schottischen Pampanest zu versauern. Aber eines muss man der Frau lassen: Sie spricht ein inneres Grundbedürfnis der Menschen an und NEIN, es ist nicht das Grundbedürfnis nach schmalzigem Kitsch:

Es ist das Bedürfnis nach Happy Ends. Jeder, der das echte Leben® kennt, muss Happy Ends lieben, denn sie sind manchmal sehr selten. Wir lieben es, wenn die Dinge so laufen, wie sie sollen, wenn uns etwas gelingt, wenn wir erfolgreich sind, wenn wir kriegen, was wir wollen. Ok, es mag Ausnahmen geben, aber die befinden sich in psychologischer Betreuung. Der Mensch ist für die Komödie geschaffen, nicht fürs Drama. Das guckt er sich lieber im Kino oder Theater an (da geht es nämlich nicht um einen selber, sondern um andere, hat was mit Schadenfreude zu tun...). Wenn es aber um das eigene, echte Leben® geht, dann soll es Happy Ends regnen.

Es scheint Gott gefallen zu haben, uns zu sehr kitschigen Kreaturen zu machen. Kein Wunder, wie man am Neuen Testament sieht, ist er selber ein großer Freund von Happy Ends, sowohl im echten Leben®, als auch im Nachleben.

Also lasse ich mir Schultern wachsen. Und vielleicht auch ein Happy End.

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