Freitag, 20. Juli 2012

Nebensächlichkeiten


Wenn ich meine Texte lese,
fällt mir etwas daran auf.
Und dann formt sich mir die These,
dass ich öfter Schwermut brauch’.
Immer greif’ ich nach den großen Themen,
nach der Liebe, Gott und Leiden,
kann mich selten nur bequemen
mit den Nebensächlichkeiten.
Schreib’ ich jemals über Wetter,
oder über Müßiggang?
Etwas seichtes wär’ doch netter,
und es käm’ bestimmt auch besser bei euch an.
Glaubt mir, gern würd’ ich berichten
von den Spatzen und den Vögelein.
Doch kaum setz’ ich mich zum Dichten
hin, fällt mir dazu weiß Gott nichts ein.
Wäre ich Schiller oder Goethe,
so schrieb’ ich über Ibycus.
Ich bin zwar bestimmt nicht blöde,
aber sowas...? Nicht mal, wenn ich muss!
Für Gedichte über Weltkrieg
bin ich leider viel zu spät geboren.
Und - ganz postmodern - fehlt mir der Antrieb
daran noch herumzubohren.
Bin ja sicherlich nicht mundfaul,
rede täglich Satz um Satz.
Doch ich hab nun mal kein Fundmaul,
und bin auch nicht Ringelnatz.
Schuster, bleib bei deinen Leisten,
heißt ein altes Flügelwort,
Schenkelklopfer sind die meisten,
und auch davon will ich fort.
Schüttel-, Kreuzreim, Mittel-, Stabreim
hab ich alles brav gemacht,
tät’ ich nun noch etwas Care rein,
hätte sicher irgendwer gelacht.
(Dass man das mit  “tun” und “machen”,
so wie eben, gar nicht tut,
ist gewisslich nicht zum Lachen,
doch - herrje! - es reimt sich wirklich gut!)
Da bemerke ich gerade,
dass ein Meisterwerk gelungen!
Ja, um keinen Vers wär' es mir schade,
keiner ist von Sinn durchdrungen!
Nebensächlichkeit - lass dich umarmen,
gib mir einen dicken Kuss!
Doch dich, Leser, will ich gründlich warnen:
Für den einen ist es eine Krux,
für den andern Nebensächlichkeiten.
Über Geschmack lässt sich jedoch nicht streiten.

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