Mittwoch, 23. Dezember 2009

Der Weihnachtsmann stirbt nicht


Westeuropa durchlebt einen interessanten Wandel bezüglich Weihnachten. Es ist der Wandel einer Gesellschaft, die sich von ihren religiösen Ursprüngen (die Werte der Aufklärung und Verfassung sind größtenteils christliche Werte) trennen will, ohne dabei auf ihre Gewohnheiten verzichten zu wollen.

Das beginnt z.B. mit der Wertedebatte. Werte werden als Maßgaben einer höheren Instanz akzeptiert. Da sie sich nicht im Grundgesetz festlegen lassen, bleibt den postmodernen Gesellschaften keine zuverlässige Wertequelle mehr, wie sie früher der verbreitete christliche Glauben oder Parteien waren. Man könnte jede wertgebende Instanz (Religion, Weltanschauung, Philosophie) insofern als religiös bezeichnen, als dass von gewissen Grundwahrheiten (Werten) angenommen wird, dass diese "wahr" und "richtig" sind (dabei handelt es sich um Glaube). Werteverfall ist deshalb die logische Konsequenz der neuen Antireligiösität der Postmoderne. Werte bedeuten letztendlich Einschränkung, und dieses Wort ist unbeliebt wie Fußpilz.

Wie verhält es sich nun mit Weihnachten? Das Fest, dessen Ursprung in der Geburt Jesu Christi vor ca. 2000 Jahren begründet liegt, verdankt seinen gesamten Inhalt einer Religion, die nicht mehr Konsens ist. Während die Person Jesus Christus also nicht mehr von Interesse ist, sind es die Feiertage, gutes Essen, Geschenke etc. schon. Wäre man konsequent, so müsste man auf Weihnachten verzichten, wenn man nicht Christ ist, denn es ist in seinem tiefsten Kern ein religiöses Fest.

Stattdessen wird Weihnachten seiner religiösen Aspekte und damit seines Zweckes beraubt und mit etwas anderem, unkonkretem aufgefüllt. Aus dem Fest der Geburt Jesu Christi wird das Fest der Liebe, das gleichnamig auch als Werbeaktion eines Bordells angeboten werden könnte. Aus den drei Weisen und den Hirten wird der Coca Cola Weihnachtsmann, dessen einziger Lebenszweck im Verschenken von Lifestyle-Artikeln besteht. Aus dem Lied "Tochter Zion" wird das völlig bedeutungsfreie "Jingle Bells", das die extatischen Freuden einer Schlittenfahrt beschreibt.

Das Kind in der Krippe muss schon sehr unbequem sein. Insbesondere deshalb, weil es in seinen besten Jahren stirbt, weswegen wir auch Ostern feiern. Da schon lieber der etwas überdrehte, immer fröhliche Weihnachtsmann. Der stirbt wenigstens nicht.

Die Mehrheit der Bevölkerung ist sich der Schwachheit des Jesus-Ersatzes bewusst, weswegen gerade zu Weihnachten die Leere der Konsumgesellschaft angeprangert wird. Dennoch: Nichts von alledem würde in dieser Form existieren, wenn die Menschen es nicht wollten.

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