Mittwoch, 13. Februar 2013

Die Bibel steckt voller Widersprüche...

Wenn mir früher jemand sowas gesagt hätte, so hätte ich ihm oder ihr mutig erwidert: "Ach ja? Wo denn genau?" Und in der Tat, meistens erntet man dann ja verhaltenes Schweigen, die Grillen zirpen und ein einsamer Dornenstrauch rollt über die Straße vor dem Saloon.

Dabei ist die Bibel keineswegs widerspruchsfrei. Ganz im Gegensatz! Sie ist gespickt mit Stellen, die sich aneinander reiben und bei denen man mit naiver Logik nicht weiterkommt. Beispiel gefällig!? Kommt sofort!

Die Geschichte rund um Abraham und Sara. In 1. Mose 18, 11 erfahren wir, dass die beiden noch immer kinderlos sind (trotz Versprechungen Gottes), und dass Sara wohl auch schon jenseits der Menopause zu sein scheint. Und so richtig Lust haben Sara und Abraham auch schon nicht mehr aufeinander. Beide sind alt und verbraucht.

Warum gibt Abraham dann in 1. Mose 20 seine Frau Sara (mal wieder) als seine Schwester aus? Richtig, weil er Angst davor hat, dass seine Mitbürger ihn ihretwegen töten, damit sie etwas Spaß mit Sara haben können. Und in der Tat ist Sara offenbar so ein scharfer Dübel, dass König Abimelech sie zur Frau nimmt.

Sinnvoll? Logisch? Keine Widersprüche? ... Hm ...

Gleiche Bibelstelle, anderes Beispiel. In 1. Mose 18, 6 bis 8 setzt Abraham Gott eine Mahlzeit vor. Erst nach dieser Mahlzeit verkündet Gott Abraham einen konkreten Zeitpunkt für die Geburt seines Sohnes Isaak. Nun speist Gott bei Abraham, dem Gründervater des Volkes Israel, und was isst er da? Eine unkoschere Mahlzeit (Milch und Fleisch beisammen). Wie soll ein Jude oder Israelit das verstehen, der in den Speisegesetzen lernt, was "man nicht isst"? Hält Gott sich denn nicht selbst an die Regeln, die er anderen aufbürdet?

Drittes Beispiel: Die zwölf Stämme Israels stammen gleich von 4 Müttern (!) ab, Jakob war fleißig zu Gange mit Lea, Rahel, Bilha und Silpa. Aber dann später, in 3. Mose 19, 19 bzw. 5. Mose 22, 11 (und auch anderswo) steckt Gott fest: "Zweierlei ist mir zuwider!" Aber ausgerechnet sein erwähltes Volk ist nicht nur zweierlei oder dreierlei, sondern viererlei? (Ist mir nicht einerlei, so eine Schweinerei...) Dieses Beispiel zeigt, dass selbst in der Metaphorik zahlreiche Geschichten der Bibel bereits von Anfang an den Kern eines Konflikts beinhalten.

Es ist also keine gute Idee, die Bibel an allen Stellen wörtlich zu nehmen. Man braucht oft viel mehr Köpfchen, um von der Erzählung zu abstrahieren und eine Vermutung über die göttliche Absicht dahinter aufzustellen. Schlechte Nachrichten für Fundamentalisten...

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