Samstag, 4. Dezember 2010

Das Parfum

Nein, gemeint ist nicht der Roman von Süskind, sondern mein heutiger Ausflug in die Stadt. Eigentlich wollte ich nur ein paar Routinesachen erledigen, aber die Begegnung in der Parfümerie war definitiv eine der dritten Art. Frisch aus meinem Gedächtnisprotokoll bekommt ihr nun das Verkaufsgespräch. Haltet euch fest.

Verkäuferin: "Kann ich Ihnen helfen?"
Daniel: "Eigentlich will ich nur ein Parfum kaufen", (Zeigt auf eines) "das da nehm ich normalerweise."
Verkäuferin: "Aha" (Hat offenbar nicht zugehört.) "Möchten Sie gerne das neue probieren?" (Zeigt auf ein kunterbuntes Fläschchen)
Daniel: (Widerwilliges Kopfnicken)
Verkäuferin: (Zückt einen Probestreifen und dieselt ihn ein. Riecht selbst daran. Schaut Daniel fragend an.)
Daniel: (Schaut fragend zurück.)
Verkäuferin: "Und?"
Daniel: (Seufzt. Nimmt ihr den Probestreifen ab. Skeptisch:) "Riecht mindestens so ... ähh... bunt, wie die Flasche aussieht."
Verkäuferin: (lächelt gequält)
Daniel: "Also ich mag es normalerweise eher..."
Verkäuferin: (Unterbrechend) "Herb?!" (Dieselt den nächsten Probestreifen ein)
Daniel: "Nein, ich bevorzuge Parfums mit einer eher süßen Mittelnote." (Riecht am zweiten Probestreifen. Hüstelt verlegen.)
Verkäuferin: "Aber das von eben war ja auch eher fruchtig-frisch. Das, das da, das ist auch eher in die Zitrus-Richtung."
Daniel: (Fragt sich, ob die Verkäuferin weiß, was eine Mittelnote ist. Versucht sich daran zu erinnern, wann er das letzte mal eine süße Zitrone gegessen hat.)
Verkäuferin: (Hat den nächsten Streifen eingedieselt. Riecht selbst daran. Gibt ihn aber nicht her.) "Hm. Ja. Jaja. Die meisten mögen es ja eher etwas frischer."
Daniel: (Schluckt schwer. Nimmt ihr den Probestreifen doch noch ab.)
Verkäuferin: "Hier haben wir noch eines, das ist wirklich erfrischend."
Daniel: (Tritt von einem Bein aufs andere. Hat das Gefühl, mit einer Wand zu reden.)
Verkäuferin: "Aber das, das da, das find ich auch ganz toll... Da..." (sprüht sich versehentlich an, schaut entsetzt) "Oh nein! Ach je! Jetzt riech ich auch noch nach dem Zeug" (ist sichtlich angewidert)
Daniel: "Nehmen Sie's leicht. Besser Sie riechen nach dem, als nach dem von eben."

... (Viele Probestreifen und Duftgreuel später) ...

Verkäuferin: (Schaut säuerlich drein) "Hm?"
Daniel: "Ach nichts. ... Ich meine, man ist da ja immer auf Rat angewiesen."
Verkäuferin: "Wie jetzt, was?"
Daniel: "Na, wenn man Parfum kauft. Hier gibt es so viele, die kann man ja unmöglich alle probieren."
Verkäuferin: (Überlegt, ob sie das nicht doch schaffen würde. Greift nach dem nächsten Parfum und dieselt einen Probestreifen ein.) "Probieren Sie mal das."
Daniel: (Riecht daran. Mutmaßt, dass die Mischung aus Wodka und Dusch-Das besteht. Gekünstelt) "Ja ja." (Deutlich) "Bei sowas ist man halt immer auf gute Empfehlungen angewiesen."
Verkäuferin: "Also ich mag die ja alle." (Grinst selig)
Daniel: (Lacht spitz auf) "Das kann ich mir denken. Sie müssen ja..."
Verkäuferin: (Unterbricht, aufgesetzt fröhlich) "Ja ja, da haben Sie sicher Recht."
Daniel: (Seufzt.) "Also ich denke, ich bleibe bei meiner bisherigen Wahl."
Verkäuferin: "Das war dieses?" (Drückt Daniel eine Flasche in die Hand.)
Daniel: "Ähhh... Die ist aber ein bissel groß."
Verkäuferin: (Denkt, dass Daniel den Tester meint.) "Nee, das ist ist nur der Tester. Da, sehen Sie, der Tester," (es steht 'TESTER' drauf) "das Aftershave," (es steht 'AFTERSHAVE' drauf) "und das Deospray." (es steht... ihr wisst schon... drauf)
Daniel: (Stellt das Aftershave zurück. Hat sich nicht rasiert und sieht daher nicht so aus, als ob er welches bräuchte. Nimmt ein Deospray.)
Verkäuferin: "Na bitte. Da hat es sich für Sie heute doch gelohnt!"
Daniel: (Fühlt sich wie ein belegtes Brot mit Ei.) "Oh. Ja. Ähhh. Vielen Dank. Wo sind denn die Kassen?"
Verkäuferin: "Da und dort hinten. Ist egal."
Daniel: "Na denn. Schöne Adventszeit noch."
Verkäuferin: (Längst damit beschäftigt, sich das Aftershave wieder von den Händen zu reiben.)

2 Kommentare:

  1. ...da fange ich doch sogleich wieder an meine Berufstätigkeit zu mögen...

    O nein, was es nicht für furchtbare Berufe gibt!

    Da müsste man ja mindestens 5000 Euro pro Monat auf die Hand bekommen um so einen Beruf nur annähernd zu mögen - brrrrrrrrr!

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  2. Ich bekomme ja immer schon Kopfschmerzen wenn ich noch vorm Douglas stehe - dann auch noch reingehen - dann auch noch entscheiden!? Dann doch lieber das gleiche wie beim letzten Mal - am besten in einer übergroßen Flasche falls die es bald aus dem Sortiment nehmen;-)

    Gruß Elias

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