Donnerstag, 28. Februar 2019

Die Armut

Die Armut riecht nach Weichspüler und nach Moschus. Dazwischen riecht sie nach Tabak, denn sie muss überall rauchen, weiß selber nicht warum. Überhaupt ist die Armut nicht gerne allein, in Gruppen ist sie die lauteste. Zugleich ist die Armut sehr still, denn sie fürchtet sich davor, dass jemand sie versteht.
Die Armut ist das ganze Jahr über sehr sportlich, zumindest zieht sie sich so an. Im eisigen Winter trägt sie kurze dünne Sportsocken, und im Hochsommer legt sie die Trainingsjacke nicht ab.
Die Armut hat ein großes Smartphone, aber sie ruft niemanden an für ein Gespräch. Und redet man mit ihr, dann hat sie oft nicht viel zu sagen, das wäre ihr auch unangenehm.
Sie muss sich schmücken, ihre Fingernägel ganz besonders. Ihre Haare sind sehr gepflegt, und ihr Gesicht.
Die Armut geht nie aus, dennoch sieht man sie andauernd etwas essen unter Menschen. Ihren Hunger stillt es kaum. Die Armut passt nicht so recht zu sich selbst, aber sie bemüht sich sehr ums Gegenteil. Manchmal, wenn ich bei mir bin, tut sie mir doch sehr Leid.

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