Donnerstag, 6. September 2012

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Das Internet hat in den letzten zehn Jahren einen Wandel hingelegt. Man sagt, es sei jetzt "sozialer" geworden.

Die Wikipedia meint dazu:
Das Wort sozial (von lat. socius‚ gemeinsam, verbunden, verbündet‘) bezeichnet wechselseitige Bezüge als eine Grundbedingung des Zusammenlebens, insbesondere des Menschseins (der Mensch als soziales Wesen).
Das soziale Internet, eine Grundbedingung des Zusammenlebens? Spannende Frage. Einerseits bietet das Internet viele Möglichkeiten:
  1. Man kann auf günstige Weise Nachrichten austauschen.
  2. Man kann Menschen gleicher Gesinnung finden.
  3. Man kann sich informieren.
  4. Man kann Freunde über Distanz halten.
Anderseits sind die Stärken zugleich auch die Schwächen:
  1. Man wird von Nachrichten überfrachtet.
  2. Man verpasst Menschen, die einen durch ihre Andersartigkeit bereichern.
  3. Man bleibt auf einseitige Informationen hängen.
  4. Freunde über Distanz nehmen einen nicht in den Arm.
Was das soziale Internet angeht, so scheint es mir eher eine kommunikative Einbahnstraße zu sein. Die meisten sozialen Netzwerke sind eigentlich gar nicht darauf ausgerichtet, "wechselseitige Bezüge" herzustellen. Vielmehr geht es darum, die eigene Meinung noch lauter in den Äther zu pusten. Also wird "reposted", "getubet", "reshared", "gefollowt", "gestumblet", "geadded", "geplust", "gescrobblet" und wie sie alle heißen. Die wenigen Möglichkeiten zur Interaktion sind dann oft schlecht durchdacht. So verkommen Kommentarlisten zu Beschimpfungsorgien einzelner, die sich in der Regel noch nicht mal Mühe geben, einander zu verstehen, sondern lieber ihre selbstverliebte Meinung propagieren und sich gerne reden hören.

Wer sich die Liste der sozialen Netzwerke anschaut kommt schon ins Fragen, ob die Welt dadurch wirklich sozialer geworden ist. Selbstkritik: Mein Blog ist auch höchstgradig einseitig und ballert dich mit meinen Meinungen zu. Nicht sonderlich sozial, dafür gibt's keine Credits.

Ist das Internet also asozial? Nein, da schließe ich mich Sookee an:
"Assi" ist nicht cool, sondern "nicht sozial".
Sozial zu sein, das ist keine Eigenschaft eines technischen Systems. Es ist eine Eigenschaft des Menschen. Das Internet als solches kann also weder sozial, noch asozial sein.

Wenn wir nicht wollen, dass das Internet menschenfremd wird, dann werden wir uns wohl oder übel auf unser Menschsein konzentrieren müssen. Was macht uns sozial? Mitgefühl und Verständnis.

Zuhören wäre oftmals wichtiger als reden.

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