Samstag, 29. Juli 2017

Fremd

Angefangen haben wir doch gleich,
alle war'n wir fett und niedlich,
unsre Augen waren blau, und unsre Haut so weich,
und unsre Nächte waren unbeschwert und friedlich.

Ich frage mich, wann das hier angefangen hat mit dir,
wann waren du und ich denn nur noch du und ich,
was ist passiert, was deins zu deinem macht und uns nicht wir,
wie war es, als dein Spiegelbild dir nicht mehr glich?

Du bist ja immer noch so schön, bist wie ein Krater:
stolz und majestätisch, aber alles Leere in dir drin.
Wolltest du nicht immer in die Stadt mit Kino und Theater?
Jetzt, wo du dort bist, wieso gehst du nicht mehr hin?!

Dein Leben fühlt sich an, als wäre es auf halber Strecke,
als wärst du irgendwie ganz einfach liegen geblieben,
vergessen in irgend 'ner gottverlassenen Ecke,
vergeudet wie ein Mai-Wochenende in Siegen.

Dabei könntest du alles haben da draußen mit Kusshand,
stattdessen, ja stattdessen sind alle Tage bei dir
sinnlos und hohl wie Sanktionen für Russland
oder Einfuhrverbote für ein seltenes Tier.

Was ist bloß mit deinen Idealen, Träumen und Zielen geworden,
und den Menschen, die du dazu bringen wolltest sich in dich zu verlieben?
Lag alles zu lang rum, ist alles verdorben?
Oder hat sie die Kühle bei dir in den Süden vertrieben?

Das Leben und du, ihr habt euch heimlich getrennt,
so ähnlich wie all diese YouTube-Pärchen,
bei denen einer gedanklich schon lange woanders pennt,
für den Rest bleibt die Lüge, der Schein und ein Follower-Märchen.

Mir ist kalt und ist klamm, wenn man von dir spricht:
Du bist wie der Geist, der des Nachts durch sein Schloss irrt.
Bist ein Meer voller Wasser und ein Strand ohne Gischt.
Und was macht wohl der Prinz, wenn Dornröschen nicht wach wird?

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